zupfte er den Knecht am Aermel: „Iven,“ raunte er, „das Pferdsgerippe, das sonst dabei lag, wo ist es? Ich kann’s nicht sehen!“
„Ich seh’ es auch nicht! Seltsam!“ sagte der Knecht.
– „Nicht so seltsam, Iven! Mitunter, ich weiß nicht, in welchen Nächten, sollen die Knochen sich erheben und thun, als ob sie lebig wären!“
„So?“ machte der Knecht; „das ist ja Altweiberglaube!“
„Kann sein, Iven,“ meinte der Junge.
„Aber, ich mein’, Du sollst mich holen; komm, wir müssen nach Haus! Es bleibt hier immer doch dasselbe.“
Der Junge war nicht fortzubringen, bis der Knecht ihn mit Gewalt herumgedreht und auf den Weg gebracht hatte. „Hör’, Carsten,“ sagte dieser, als die gespensterhafte Hallig ihnen schon ein gut Stück im Rücken lag, „Du giltst ja für einen Allerweltsbengel; ich glaub’, Du möchtest das am liebsten selber untersuchen!“
„Ja,“ entgegnete Carsten, nachträglich noch ein wenig schaudernd, „ja, das möcht’ ich, Iven!“
– „Ist das Dein Ernst? – dann,“ sagte
Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/121&oldid=- (Version vom 1.8.2018)