und Möven, die ich all’ die Zeit nicht gehört hatte, zogen wieder mit Pfeifen und Schnattern durch die Luft.“
Die Alte schwieg; das Kind hatte ein Wort sich aufgefangen: „Konnte nicht beten?“ frug sie. „Was sagst Du? Wer war es?“
„Kind,“ sagte die Alte; „die Wasserfrau war es; das sind Undinger, die nicht selig werden können.“
„Nicht selig!“ wiederholte das Kind, und ein tiefer Seufzer, als habe sie das verstanden, hob die kleine Brust.
– „Trien’ Jans!“ kam eine tiefe Stimme von der Küchenthür, und die Alte zuckte leicht zusammen. Es war der Deichgraf Hauke Haien, der dort am Ständer lehnte: „Was redet Sie dem Kinde vor? Hab’ ich Ihr nicht geboten, Ihre Mären für sich zu behalten, oder sie den Gäns’ und Hühnern zu erzählen?“
Die Alte sah ihn mit einem bösen Blicke an und schob die Kleine von sich fort: „Das sind keine Mären,“ murmelte sie in sich hinein, „das hat mein Großohm mir erzählt.“
– „Ihr Großohm, Trien’? Sie wollte es ja eben selbst erlebt haben.“
Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/186&oldid=- (Version vom 1.8.2018)