jeder Seite waren neun Werfer aufgestellt; auch der Obmann und die Kret’ler waren gewählt. Zu letzteren, die bei Streitfällen über einen zweifelhaften Wurf mit einander zu verhandeln hatten, wurden allezeit Leute genommen, die ihre Sache ins beste Licht zu rücken verstanden, am liebsten Burschen, die außer gesundem Menschenverstand auch noch ein lustig Mundwerk hatten. Dazu gehörte vor allen Ole Peters, der Großknecht des Deichgrafen. „Werft nur wie die Teufel,“ sagte er; „das Schwatzen thu ich schon umsonst!“
Es war gegen Abend vor dem Festtag; in der Nebenstube des Kirchspielkruges droben auf der Geest war eine Anzahl von den Werfern erschienen, um über die Aufnahme einiger zuletzt noch Angemeldeten zu beschließen. Hauke Haien war auch unter diesen; er hatte erst nicht wollen, obschon er seiner wurfgeübten Arme sich wohl bewußt war; aber er fürchtete durch Ole Peters, der einen Ehrenposten in dem Spiel bekleidete, zurückgewiesen zu werden; die Niederlage wollte er sich sparen. Aber Elke hatte ihm noch in der elften Stunde den Sinn gewandt: „Er wird’s nicht wagen, Hauke,“ hatte sie gesagt; „er ist ein Tagelöhnersohn; Dein Vater hat Kuh
Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/58&oldid=- (Version vom 1.8.2018)