Seite:Superioris Saxoniae (Merian) 120.jpg

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entfliehen werden / so hat vnser liebes Eysennach auch öffentliche Zeugen der Warheit gehabt / welche dem Pabst vnd seinem Hauffen gantz frewdig vnd getrost widersprochen / vnd die reine Göttliche Warheit vertheydiget: Darunder vornemblich gewesen / Herr Adelgerus, zu Teutsch Elger oder Eiliger / ein Graf von Hohenstein / Graff Heinrici, der vmb das Jahr Christi 1216. gelebet / leiblicher Sohn. Welcher von Jugend auff nicht allein auff den Teutschen Hohen Schulen / sondern auch zu Pariß in Franckreich / wol studiret / vnd sich endlich gantz auff Theologiam, vnd in den Geistlichen Stand begeben. Ob er nun gleich / als er wider in Teutschlandt kommen / von dem Ertzbischoff zu Magdeburg zum ThumbProbst gen Goßlar verordnet worden / hat er doch viel lieber im nidrigen Stande / vnd Armuth leben / vnnd mit lehren vnd predigen andern dienen / als bey solcher Probstey in Ehren vnd Wollust schweben wollen. Begibt sich derhalben nach Erffurt / allda er ein Zeit mit sonderbarem Ernst / vnd Eyfer gelehret / vnd geprediget / vnd die Leuthe zur Busse vermahnet. Von dannen ist dieser gelehrte vortreffliche Mann / von beyden Gebrüdern / Heinrico vnd Conrado, Landgraffen in Thüringen / im Jahr Christi 1228. als 7. Jahr zuvor das Prediger Closter zu Eysennach gebawet / von Erffurt anhero beruffen vnd erbetten worden / dasselbe Closter inzuweyhen / welches er nicht allein gethan / sondern ist auch von beyden Herren zum ersten Prior darinnen verordnet worden / bey welchem Ampt er keinen fleiß gesparet / vnnd nicht allein seine Brüder / die Dominicaner oder Prediger Mönch / fleisig vnterrichtet / sondern auch offentlich gelehret / vnnd das Volck mit sonderbarem Eyfer zur Busse vnd Glauben vermahnet. Also daß ihne auch die Herrn selber gerne gehöret. Insonderheit hat er den Papst vor den rechten Antichrist gehalten / seinen Greweln vngeschewet widersprochen / die Abgöttische Bilder / wo er gekönnet / auß den Kirchen weg geräumet / vnd auß Heil. Schrifft außdrücklich gelehret vnd bewiesen: Die Ehe sey allen Christen erlaubet / vnd daß man in nichts anders / als in Christo JEsu / vnd zwar allein durch wahren Glauben / Vergebung der Sünden / vnd ewige Seeligkeit suchen dürffte. Er hat auch die Päpstische Meß widerleget / vnd das Heilige Sacrament deß Altars vnder beyder Gestalt seinen Zuhörern gereichet. Anno 1242. ist er mit seinem Herrn / dem Landtgraffen / gen Franckfurt auff den Reichstag gezogen / vnd hat sich zum höchsten bemühet / wie er das Päbstische Joch widerumb möchte den lieben Teutschen von dem Halse bringen helffen. Aber er ist vber dem Handel an einem Fieber gestorben / vnd in wahrem Glauben seeliglich von dieser Welt abgeschieden; Vnder dessen hat Jedermann dafürgehalten / es sey ihme von seinen Mißgünstigen Gifft beybracht worden / wie auch wol zu glauben. Sein Leichnamb ist wider zurück nach Eysennach gebracht / vnnd daselbst bey seinem Convent / im Prediger Closter ehrlich begraben worden.

Deßgleichen ist auch kurtz vor Luthero, vmb das Jahr Christi 1480. zu Eysennach / ein Gottseeliger / gelehrter Münch gewesen / im Franciscaner oder Barfüsser Closter / mit Nahmen Iohannes Hiltenius, welcher von Jugend auff wol studiret / vnd in seinem Closter die H. Bibel vnd Schrifften der Heiligen Vätter fleissig gelessen / darauß er auch endlich die Himmlische Warheit / vnd hingegen die domahls gemeine Irrthumb / vnd Aberglauben / erkennen lernen. Davon er dann offtmahls mit seinen Convents Brüdern / den Franciscaner München / disputiret / die bißhero eingerissene Päbstische Mißbräuche / vnd Verkehrung der vornehmbsten Stücke Christlicher Lehre / als / daß gute Wercke / vnd eygener Verdienste / sollen zur Seeligkeit von nöthen seyn / die Verstümmelung deß Heiligen Abendmahls / die Anruffung der Heiligen vnd andere Irrthumb mehre / auß Gottes Wort kräfftiglich widerleget / vnd darneben vff das Leben / wie es domals im Closter getrieben / sonderlich auff den Geitz / Müssiggang vnnd Wollüste der Mönche / vnd Nonnen / hefftig gescholten. Er hat auch viel guter Bücher / vnd vnder

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_120.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)