Seite:Superioris Saxoniae (Merian) 153.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

häuffig hierumb wächst / stattliche Handthierung treiben. So werden auch zween ansehenliche Jahrmärckt allhie / vmb das Fest der H. Dreyfaltigkeit / vnd auff Martini, gehalten / so sie von den Keysern Ludovico IV. vnnd Friderico IV. erlangt haben. Die Hohe Schul / da sie in besserem Gang / als ein Zeitlang / gewesen / hat der Burgerschafft auch wol etwas eingetragen: welche der Francken König Dagobertus, oder welches glaublicher / seine Nachkommende König in Franckreich / allda angerichtet haben sollen. Als aber dieselbe in etwas abnehmen gerahten / so hat Papst Bonifacius der Neunte / sie Anno 1391. mit newen Privilegiis begabet / so auff Bitt der Burger geschehen. Papst Pius II. hat sie hernach mehrers privilegirt; welche der Rath zu bestellen hat. Dann der Ertzbischoff zu Mäyntz zu der Hohen-Schul nichts gethan; sondern / da sie allbereit vom Rath bestelt gewesen / so ward ihr zu einem Cantzler selbiger Ertzbischoff vom Papst gegeben. Es mangelte aber den Professoribus folgends an gewissen Bestallungen; vnd kam auch Anno 1510. der Burger Muthwillen darzu / die / mit herzugeführten Büchsen / die Collegia zu stürmen sich vnterstanden haben. Mit der Zeit aber / sonderlich nach dem in den Vniversität Rath auch etliche Evangelische seyn genommen worden / ward der Rath / vnd die Burger / ihr auffzuhelffen bewegt; die in dem Augustiner Closter / in welchem die Mönche fast alle gestorben waren / Anno 1561. ein Paedagogium angestelt; auch bey der Hohen-Schul den Professoribus ihre Stipendia vermehrt; nach deme Theyls tausent / theyls 200. auch weniger Gulden / der Hohen-Schul geschenckt; darauff / nach der Augspurgischen Confession gelesen / auch disputirt / vnnd die Gradus conferirt worden seyn. Man backt allhie ein geschmackes / vnd gesundes Brod. Es gehet vmb die Statt / wie solche erweitert / ein starcker Wall / vnd Graben / vnnd stehet die alte Stattmawer gleichwol auch noch. Vnd ist sie / die Statt / bey diesem Kriegswesen / durch die Schwedische / noch mehrers fortificirt worden. Zusehen ist allhie sonderlich der obgedachte Domb / da dann die zwo vornembste Kirchen / der H. Jungfrawen Mariae, vnd S. Severi, schier aneinander stehen. Anno 1351. hat man den Chor zu S. Marien angefangen zu bawen / so 20. (theils sagen von 24.) tausend Marck Silbers gestanden haben solle. Es hat solche Hauptkirche / so auff einer Höhe erbawet ist / doppelte Gewölb / als wann ein Kirch auff der andern stünde; in deren Thürne einem die berümbte grosse Glock / Susanna genannt / hanget / welche Anno 1497. von Erhardo de Campen gegossen worden. Sie ist 4¼. Ehlen hoch: von dem Klöckel biß zum Rande seyn drey vnnd ein vierthel Ehlen: der Klöckel selbsten ist von anderthalb Ehlen / vnd einem achtel / die Circumferentz vierzehen vnd ein halb Ehlen / oder vierzehen Ehlen anderthalb vierthel / vnnd solle 270. Centner wiegen; vnd ihres gleichen in Teutschland nicht haben.

Aubertus Miraeus, in Fastis Belgicis, pag. 282. schreibet / daß Sanctus Andelarius, oder Adelharius, der erste / vnnd letzte Erfurtische Bischoff / in dieser Collegiata Canonicorum B. Mariae Ecclesia, gleichsamb noch gantz auffbehalten / vnd sein Jahrsgedächtnuß den 20. Aprilis begangen werde. Besser hinauff liegt auch obgedachtes S. Peters Closter / zugenant auffm Berg / noch in der Statt; welches / als es zergangen / es Wilhelmus Abbt zu Hirschau / der daselbst im Jahr 1069. Abbt worden / restaurirt hat. Anno 1351. sein die steinerne Staffel gebawet worden; vber welche man hinauff zu den Mönchen in solches Closter gehet. Am Closter Thor siehet man sechs Lilien / zur Anzeig / daß solches etwan von den Königen in Franckreich erbawet worden. Es seyn auch auff der Kirchen dieses Closters / gegen dem Schloß / oder der Cyriacusburg / zu / zween Drachen in Stein eingehawen zu sehen / so ein Gothisch monument seyn solle. So liegt in dieses Closters Kirchen auch der berühmbte Graff von Gleichen / begraben / mit seinen zweyen Weibern / deren die eine ein Teutsche Grävin von Kefernburg solle gewest seyn; die

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_153.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)