Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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Jahre über gehabt, nicht aufhalten. Nur so viel kann ich nicht vorbey gehen, daß sie dem väterlichen Willen sorgfältig nachgekommen, und ihre Kleider in gutem Stand erhalten; daß sie verschiedene Länder durchreiset, mit nicht wenig Riesen gekämpfet, und einige Drachen erleget haben.
Nachdem sie nunmehro das gehörige Alter sich vor der Welt sehen zu lassen, erreichet hatten, kamen sie in die Stadt, und verliebten sich in das Frauenzimmer, vornehmlich aber in drey, welche zu derselbigen Zeit in dem grösten Ansehen standen. Das waren die Herzogin von Geldern, die Frau von Großtitelhayn und die Gräfin von Stolzendorf. Anfänglich wurden unsere drey Abentheurer sehr schlecht empfangen. Da sie aber bald die Ursach hievon klüglich ausgespüret hatten, fiengen sie gleich an, sich in den guten Manieren der Stadt zu üben. Sie schrieben, sie scherzten, sie reimten, sie sangen, sie schwazten viel und sagten doch nichts: Sie tranken, sie fochten, sie hurten, und schliefen, und fluchten, und nahmen Schnupftabak. Bey neuen Schauspielen waren sie die ersten, sie besuchten die Chocolate-Hauser, prügelten die Wache, liefen in Huren-Winkel und trugen garstige Krankheiten davon; sie bezalten die Mietkutscher nicht, machten bey den Kaufleuten Schulden, und schliefen bey ihren Weibern. Sie schlugen die Häscher todt, schmissen die Spielleute die Treppen hinunter, speiseten beym Schwert, und schlenterten ins Caffe zum Wilhelm. Sie redeten vom Königlichen Vorzimmer, und waren doch niemals dahin gekommen; speiseten mit
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)