Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
|
so brach er in folgende Worte aus: Was? sagte er: Ein Schelm der uns den Trunk verschließt, unsere Weiber ausjagt, uns um das unsere betrügt, uns seine - - - Brodrinden für Schöpsenfleisch vorsezt, und uns endlich gar zur Thüre hinausstößt: Dem sollten wir zu willen leben? Hol ihn der Henker. – Ein Bub ist er; und auf allen Gassen wird er für einen solchen ausgeschrien. Nach diesem Eingang, wodurch er sich selbst sehr aufgebracht, und folglich in einen Stand gesezet hatte, der eben nicht der bequemste ist, eine Reformation vorzunehmen, grif er sogleich das Werk an, und that in drey Minuten mehr als Martin in so viel Stunden verrichtet hatte. Denn der geneigte Leser muß wissen, daß man sich den Eifer wol am meisten verpflichtet, wenn man ihm etwas zu zerreissen giebt. Und Hans der in den Besiz dieses Talents vernarret war, ließ ihm bey diesen Umständen den vollen Lauf. Daher fügte es sich, daß als er eine Hand voll Goldspizen etwas zu hastig herunter gerissen, er zugleich seinen ganzen Rok von oben bis unten entzwey riß. Und weil er im Fliken und Stoppen nicht sonderlich geschikt war, so wußte er sich nicht besser zu helfen, als daß er eine Heftnadel mit Bindfaden nahm, und sein Kleid damit zusammen heftete. Allein es war noch zehnmal schlimmer, (ich kann es nicht ohne Thränen melden) als er nun weiter zum Stikwerk kam. Denn weil er von Natur plump, und viel zu ungedultig war, so viel hunderttausend Stiche aufzutrennen, als wozu eine geschicke Hand und ein sehr geseztes Wesen erfordert wird, so rieß er in der Wut ein ganzes Stük
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/180&oldid=- (Version vom 1.8.2018)