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höher oder niedriger gestimmet ist, als die euere, so werden sie statt euerer Lehre beyzupflichten, euch fest machen, toll und unsinnig heissen, und euch mit Wasser und Brod speisen. Daher man ungemein behutsam gehen muß, damit man dieß edle Talent ordentlich nach Verschiedenheit der Personen und Zeiten gebrauche und einrichte. Cicero verstand dieses sehr wol. Denn als er an einen guten Freund nach England schrieb, und ihn nebst andern wichtigen Sachen warnete, daß er sich vor den Betrügereyen unserer Miet-Kutscher in Acht nehmen sollte, (welche schon damals eben so grosse Schelmen gewesen seyn müssen wie izo,) bedienet er sich folgender merkwürdigen Worte:[1] Est quod gaudeas, te in ista loca venisse, ubi aliquid sapere viderere. Denn frey herauszusagen, es ist eine unglükselige Aufführung, wenn man seine Sachen so übel anstellet, daß man in einer Gesellschaft für einen Narren gehalten wird, da man in einer andern einen weisen Mann vorstellen könnte: Und ich wünsche, daß einige Herren von meiner Bekanntschaft sich diese Anmerkung als eine nüzliche Erinnerung bestens empfohlen seyn lassen.

Dieses war eben der fatale Fehler, meines hochgeschäzten und tiefsinnigen Freundes, des Herrn Wottons; eines Manns der von Natur recht dazu gemacht zu seyn schien, grosse Projekte zu entwerfen und auszuführen; es sey, daß man seine Begriffe oder seine Mine betrachte. Gewiß, niemand


  1. Epist. Cic. ad Trebatium.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/216&oldid=- (Version vom 1.8.2018)