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ich oben vorgelegt, alle Arten der Tollheit von einem Ueberfluß der Dünste herrühren. Wie nun einige Rasereyen die Kräfte der Nerven verdoppeln, also giebt es andere, welche dem Gehirn neue Stärke und Lebensgeister mittheilen. Nun trift es gemeiniglich ein, daß diese muntere und lebhafte Geister, die das Gehirn in Besiz nehmen, denen Gespenstern gleich sind, welche in andere wüste und leere Wohnungen ziehen, und weil sie da nichts zu thun antrefen, entweder verschwinden, und etwa ein Stük von dem Haus mit sich wegführen, oder auch wol daselbst verbleiben, und das Haus ganz zum Fenster hinaus schmeissen. Es ist dieses eine mystische Abbildung der zwo vornemsten Arten der Tollheit, welche einige Philosophen die die Sache nicht so genau untersuchet haben als ich, aus Uebereilung zwoen verschiedenen Ursachen nemlich die erste dem Mangel, und die leztere dem Ueberfluß der Geister oder Dünste zugeschrieben haben, da sie doch beyde nur von der leztern herrühren.

Hieraus erhellet nun meines Bedunkens, daß die Hauptkunst bey dieser Sache einzig darauf ankomme, daß man diesen überhäuften Dünsten etwas zu schafen geben, und hiezu klüglich die rechte Zeit zu wehlen wisse. Auf diese Art werden sie denn ganz gewiß einem Staat vortreflichen und allgemeinen Nuzen bringen. So wenn z. Ex. sich einer zu rechter Zeit in einen Abgrund stürzet, so wird er ein Held, und man nennet ihn einen Erhalter des Vaterlandes. Ein anderer unternimmt eben dieses. Allein weil er es zur unrechten

Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/224&oldid=- (Version vom 1.8.2018)