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sondern auch ihre Gestalt, Grösse und Minen waren so sehr schwer zu unterscheiden, daß wol nichts gemeiner war, als daß ein Häscher etwa Hansen bey der Schulter faßte, und sagte: Msr. Peter, ihr seyt des Königs Gefangener! Oder daß einer von Peters besten Freunden Hansen um den Hals fiel, und zu ihm sagte: Lieber Peter, ich hin von Herzen erfreuet, daß ich euch hier antrefe. Ich bitte, schiket mir doch eine von euern besten Arzneyen für die Würmer. Dieses war, wie leicht zu erachten, für Hansen eine schmerzende Belohnung alles seines vorigen Leidens, und der Mühe, welche er angewendet hatte, damit er seinem Bruder in gar nichts ähnlich seyn möchte. Und einem Mann nach Kopf und Herz wie er war, mußte es nothwendig in der Seele weh thun, wenn er sah daß alles dem Zwek den er sich vorgesezt hatte, gerade entgegen gieng. Inzwischen mußten die armen Ueberbleibsel seines Kleides alles ausbaden. Es gieng kein Tag vorbey, daß er nicht ein Stük herunter riß. Er ließ sich durch einen Schneider den Kragen so enge machen, daß er ihn fast erwürgte, und ihm die Augen dermassen herausdrükte, daß man nichts als das Weisse davon [1] sah: Das wenige, so noch von der eigentlichen Substanz des Kleides übrig war, rieb er täglich zwo Stunden lang wider eine rauh bepflasterte Mauer, das übrig gebliebene Stik- und Nestelwerk gänzlich herauszubringen: Gieng aber


  1. Die Fanatici nehmen insgemein solche wunderbare Manieren und Minen an sich, daß man es ihnen gleich ansehen kann, wer sie sind.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/268&oldid=- (Version vom 1.8.2018)