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Vorrede des Verfassers.

Die Satyre ist eine Art Spiegel, darinn man insgemein alle andere Leute siehet, nur sich selbst nicht. Dieses ist die Hauptursach, warum sie von der Welt so wol aufgenommen wird, und daß so wenige Personen böse darüber werden. Inzwischen wenn auch das Gegentheil erfolgen sollte, so würde es nicht viel zu bedeuten haben. Eine lange Erfahrung hat mich gelehret, daß ich nie etwas übels von solchen Köpfen befürchten darf, welche ich hab bös machen können. Denn man sieht, daß der Zorn und das Rasen den Nerven des Leibs zwar Stärke beyleget, hingegen aber die Nerven des Geistes gerade schlaff, und alle Bemühungen desselben schwach und ohnmächtig machet.

Manches Gehirn vermag nicht mehr als einmal zu schäumen, und da muß der Besizer den Schaum sorgfältig aufheben, und mit seinem kleinen Vorrath gut wirthschaftlich umgehen. Vornemlich muß er sich in Acht nehmen, denselben wol niemals der Schwingruthe geschikterer Leute Preis zu geben. Denn da würde etwas daraus werden, welches weiter zu gar nichts taugte; und wo wollte der Besizer alsdenn neuen Schaum hernehmen?

Wiz ohne Wissenschaft ist eine Art Sahne, welche sich in einer Nacht bis oben ansezet, und von einer geschikten Hand leicht in Schaum kann gequirlet werden. Hat er aber einmal ausgeschäumet, so taugt das was übrig bleibt, zu nichts, als daß man es den Schweinen gebe.


Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/285&oldid=- (Version vom 1.8.2018)