Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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geschiket[WS 1] hatte, in der Luft zerstreuet. Denn Wotton ergrief seine Lanze, schwang sie dreymal über den Kopf, und warf sie aus allen Kräften, welche er selbst besaß, und welche ihm seine Mutter die Göttin noch dazu schenkte: Sie pfiff durch die Luft, und kam bis an das Wehr-Gehenke des Temple, welches sie leicht streifte, und hierauf zu Boden fiel: Aber Temple fühlete sie nicht einmal, hörete sie auch nicht zur Erde fallen, und Wotton möchte wol zu der Armee der Neuern wenigstens mit der Ehre wieder entrunnen seyn, daß er seine Lanze ungerächet wider einen solchen Helden geschossen hätte; wenn nicht Apollo, ganz aufgebracht, daß eine Lanze durch Hülfe einer so häßlichen Göttin seinen schönen Quell sollte entweiht haben, in Gestalt - - sachte zu dem jungen Boyle gekommen wäre, der Temple begleitet hatte: Diesem zeigte er erst die Lanze, hernach den Neuern der sie geschossen hatte, und befahl ihm die That so gleich nachdrüklich zu rächen.
Alsobald gieng der junge Held in einer Rüstung, welche ihm die sämtlichen Götter geschenkt hatten, auf den Feind loß, der für Furcht zitterte, und nunmehr die Flucht ergrief.
Stelle dir, mein Leser, einen jungen Löwen in den Lybischen Feldern, oder in den Arabischen Wüsten vor, welchen sein alter Vater auf die Jagd schiket, entweder einen Raub aufzusuchen, oder seine Stärke zuüben, oder auch seiner Gesundheit zu rathen. Er lauft daher, und wünschet, daß ihm etwan ein blutdurstiger Tiger von den Bergen, oder ein ergrimmter Bär begegnen möchte: Geschieht es indessen, daß ihm ein wilder Esel
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: schiket
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/330&oldid=- (Version vom 1.8.2018)