Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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dieser Stüke schlagen in meine vorhabende Materie ein; und dieser Unterscheid wird mir dienen, einige Einwürfe zu heben, welche wider das was ich hernach sagen werde, können gemacht werden.
Die Meister in dieser berühmten Kunst gründen sich überhaupt auf nachfolgenden Saz: Corruptio Sensuum est generatio Spiritus. Die Sinnen sind nemlich so viel offene Zugänge zu der Festung der Vernunft, welche bey dieser Operation gänzlich gesperret seyn muß. Und daher muß man alle ersinnliche Mittel anwenden, die Sinnen entweder abzuleiten, zu binden, zu betäuben, zu berauschen, und aufzuhalten, oder sie gar von ihren Posten wegzustossen. Und wenn sie so entweder abwesend, oder mit andern Dingen beschäftiget, oder in einen innerlichen Krieg unter sich selbst verwikelt sind, so ziehet alsdenn der Geist in die Festung ein, und herrschet darinn wie er es gut findet.
Was nun die gewöhnliche Methode anlanget, die Sinnen in einen solchen Zustand zu sezen, so werde ich solche so genau und umständlich beschreiben, als sich solches wird thun lassen: Denn da ich die Ehre gehabt, daß ich bey allen diesen Gesellschaften, zu ihren Geheimnissen bin eingeweihet worden, so hoffe ich, man werde mich für entschuldiget halten, wenn ich gewisse Gebräuche unberühret lasse, welche profane Leute nicht wissen dürfen.
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/346&oldid=- (Version vom 1.8.2018)