Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne | |
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auch künftig jemals bekümmern. [1] Diese Feste wurden dem Osyris zu Ehren gefeyert, welchen die Griechen, Dionysius nenneten, und der mit dem Bachus dieselbe Person ist: Daher sich einige flüchtige Leser gleich eingebildet haben, daß die ganze Sache in lauter tollen Händeln versoffener Leute bestanden hätte. Allein es ist dieses ein grober Irrtum, welcher der Welt von gewissen neuern Scribenten ist aufgeheftet worden, die einen allzubuchstäblichen Verstand haben; und sich einbilden, weil man dem Alterthum rückwärts nachspüren muß, so müssen sie die Bücher auch von hinten anfangen, wie die Juden; gleich als ob die Gelehrsamkeit eine Art von Beschwörung wäre. Dieses sind diejenigen, welche ein Buch verstehen wollen, indem sie nur das Register durchsehen: Gleich als wenn einer der auf Reisen gewesen, uns einen Pallast beschreiben wollte, von welchem er weiter nichts, als das heimliche Gemach gesehen hätte; oder auch wie gewisse Wahrsager in dem nördlichen America, welche den Leuten ihr Schiksal vorsagen, indem sie ihnen in die Hosen guken.
Damals nemlich, als diese Geheimnisse eingeführt worden,[2] war noch kein Weinstok in ganz Egypten, sondern die Einwohner tranken lauter süsses Bier: Dieser Trank ist viel älter als der Wein, und hat die Ehre seiner Erfindung
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/366&oldid=- (Version vom 1.8.2018)