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gefeyert, wovon die Ceremonien so viele Bilder und Nachahmungen waren;[1] und folglich ist klar, daß alle die fanatischen Gebräuche an diesen Bachusfesten, gar nicht auf die Würkungen des Weins zu schieben sind, sondern nothwendig ein Fundament müssen gehabt haben, welches viel tiefer liegt.

Was für eines es aber gewesen sey, das können wir aus Betrachtung verschiedener Umstände, die bey diesen Festen vorkamen, abnehmen. Denn erstlich zog bey ihren Proceßionen Manns- und Weibsvolk alles untereinander. Sie schwermten auf Bergen und Einöden herum. Ihre Kränze waren von Epheu und Weinblättern; Sinnbilder der Vereinigung und des Zusammenhangens; oder auch von Tannen, woher der stark brennende Terpentin kömmt. Die Geschichte sagt ferner, daß sie sich den Satyren gleich gestellet, von Ziegenböken begleitet gewesen, und auf Eseln geritten wären; alles Gefehrten, die in der Galanterie sehr berühmt sind: Ihre Insignien waren gewisse curieuse Figuren, in Gestalt der virga genitalis, samt dem was dazu gehört; welche sie auf langen Stangen vor sich her tragen liessen; und die so wol Schatten und Abbildungen des ganzen Geheimnisses, als auch zugleich so viel Siegesmale waren, welche sich das Frauenzimmer unter ihnen aufrichtete: Endlich waren so gar in einer gewissen Stadt in Attica, alle Sinnbilder[2]


  1. Diod. Sic. L. 1. & 3.
  2. Dionysia Brauroria.
Empfohlene Zitierweise:
Jonathan Swift, übersetzt von Johann Heinrich Waser: Mährgen von der Tonne. [recte: Orell in Zürich], Hamburg und Leipzig 1758, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Swift-Maehrgen_von_der_Tonne-1758.djvu/368&oldid=- (Version vom 1.8.2018)