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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

spitzig anzusehen; die Tannen-Zapffen hingegen sind etwas kürtzer / und unten kaulicht / oder etwas abgestumpfft / die Kieffernen aber noch kürtzer.

Beyläuffig ist hierbey anzumercken / daß wenn es viel Tannen- und Fichten-Zapffen giebet / so gibt es nicht viel Hartz.

Denn der Baum muß seinen Safft und Krafft den Zapffen überlassen / und in die Höhe ziehen / wie man denn es auch an den Zapffen siehet / und gewahr wird / daß viel Hartz daran hänget / daraus auch gnugsam zuschliessen / daß das Hartzen oder Pechreissen an denen Saamen-Bäumen sehr schädlich sey.

§. 15. Von dem Reifthum nun dieses Saamens ist schon oben in etwas gehandelt / jedoch noch zu erinnern / daß wenn der Sommer sehr gut / so thut nach warmen Regen und Sonnenschein / noch im Herbst und vor Winters der Zapffen sich auf / daß der Saame heraus fallen kan / welcher von dem Winde sehr weit geführet wird. Oder es geschicht solches ausfallen erst folgenden Frühling / da bey warmen Tagen die Lieder und Fächlein des Zapffens sich aufbürsten und aufthun / und der Saame / so unter denenselben stecket / ausfället / oder von dem Winde gerüttelt hin und her geführet wird. Hernach machen die Fächlein sich wieder zu / sonderlich bey ungestühmen Wetter / und behalten etzliche Körnlein bey sich / biß wieder zur bequemen Witterung / da sie sich wieder aufthun / und die übrigen Körnlein der Erden zu ihrer Besaamung darbieten und zuschicken.

§. 16. In Herbst kan man zeitlich eine probe an den Zapffen nehmen / und sehen ob der Saame vollkömlich reiff darinne sey / zumahln wenn ein guter Sommer gewesen / daß er reiffen können. Denn man darff nur etzliche Körnlein einweichen, und in die Erde stecken um zusehen / wie sie sich zum Auskäumen anschicken / und darauf solchen noch vor Winters der Beschaffenheit nach samlen und säen.

Da er aber wegen übler Witterung für der bequemen Herbst Saat-Zeit nicht gnugsam gereifet / oder nicht füglich zusamlen und zusäen ist / so mag solches in folgenden Februar. geschehen / oder so bald man in Früh-Jahr darzu gelangen kan.

Denn alsdenn sind die Zapffen / nebst den Saamen unumgänglich reiff / oder man mag sich versichern / daß er nicht reiffer werden kan / und darauf folget die rechte Zeit solchen zusäen / dabey möglichst zutrachten / daß der Saame annoch die Winter-Feüchte in der Erde / und also mehrere Hülffe zum Auskäumen und aufgehen erlange.

Da es nun auch gleich ein- und zutrifft / daß eben zu solcher Zeit / da die Bäume gefället und Stockräume gemacht werden / der Saame auf solchen Bäumen annoch verhanden und reiff ist / auch die Zapffen entweder von sich selbsten / oder indeme die Bäume auf der Erde liegen / durch die Sonnen-Wärme sich aufbürsten / so fleugt der Saame in Niederfallen /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/162&oldid=- (Version vom 21.8.2021)