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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 2. Es wird aber bey dem Tannen- Fichten- und Kiefern-Saamen zu beobachten seyn / daß das Erdreich hierzu gantz seuchte und nicht tieff aufzuhocken oder aufzuackern / damit keine todte oder unartige Erde herfür komme / sondern die gute Holtz-Erde oben bleibe.

Denn so bald solcher Saame nur Erde ergreiffet / so gehet er auf; hingegen wo er in Morast / in Mooß / altes Graß / in todte Erde / in Laub oder in Geräusche fället / so verdirbet er / und kan nicht aufgehen / wie es denn auch dienlich ist wo altes grosses Heyde-Graß und der gleichen anzutreffen / daß man solches zuvor abbrenne / und das Erdreich hernach aufhocke.

§. 3. Wenn nun also die Gegend und Ort / darein der Baum Saamen kommen soll / wohl gepflüget / umgehacket oder auf was Art / ein jeder es gut befindet / die Erde herumb gebracht / und von dem Unkraute / Büschen und Stauden nur in etwas wohl gesäubert worden / so ist es wohl gut / und kan der Saame leicht fortkommen und aufwachsen / auch der Wachsthum nicht verhindert werden: Allein bey grosen Refiren und in den Wäldern wo hohe Berge und tiefe Thäler sind / das Land auch gantz uneben steinigt und Felsigt ist / voller alten Stöcke und dergleichen / ist solches nicht wohl zu practiciren. Also streuet man der Orten nur den Tannen- Kiefern- und Fichten-Saamen auf den Boden / hacket solchen hernach mit einer breiten Reuthauen seuchte ein / und wenn solcher nur die Erde berühret / oder ergreifet / so gehet er auf und wurtzelt ein / ist auch nicht nöthig / daß der in zugerichtetes / geackertes oder auf gehocktes Land gestreute Saamen eingeeget werde / dann er durch das Egen leicht zu tief in die Erde kommen / und also nicht aufgehen mag.

§. 4. Dieses ist nun von geruheten Boden / oder der lange ungebauet gelegen zu verstehen; wenn man aber den Boden anfänglich schon bis aufn Grad aus sauget / und allerhand Feld-Früchte zuvor drauf säet / ungedünget lässet / oder sonst übertreibet / daß die Fettigkeit und fermentation heraus kömmt / hernach aber erst Baum-Saamen hinein bringen will / so haben zwar die Bäume anfänglich schlechtes Fortkommen / verbutten werden kurtz / knorricht oder verderben theils wohl gar / aber sie erhohlen sich doch wenn die Wurtzel sich ausgebreitet / nach und nach und wird mit der Zeit schön Holtz daraus.

§. 5. In / festen thonicht und leimichten Boden / hat man das Baum-Saamen säen auch mit aller Behutsamkeit anzustellen. Dann nach einem Regen und erfolgten Sonnenschein bekömmt er oben eine Rinde / daß kein eingestreuter Saame / mit seinem Keimen durchbrechen kan / der Thon kleibet sich auch wohl fest an das Körnlein an / und verschleust also den Ort wo es aufbrechen soll /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/183&oldid=- (Version vom 21.8.2021)