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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 16. Ob man nun wohl ein großes und GOttes sonderbare Providentz erkennen kan daß so bald der völlige Anflug und Wiederwachs da ist / man hernach zu dessen Fort und Aufbringung wenige Sorge mehr tragen darf / weil er sich ohne menschliches Zuthun selber wartet; So hat man sich dennoch vor allen Dingen zu hüten / daß derselbe nicht zu zeitlich noch zu jung angegriffen und darinnen geschlagen werde / indem dieses fast die gröste und meiste Ursach insgemein ist / dadurch die Gehöltze ruiniret werden: Die Römischen Rechte selbst weisen hierunter einen gewissen modum an.

Wenn sie sagen: Non aliter caedere conveniat, quam secundum modum & morem Patrifamilias, nec vero inordinate aut dum Sylva immacura sit.

Unde ad boni viri arbitratum recurrendum est l. 9. pr. ff. de usufr.

Ita arbores caedere, quo ex stirpibus seu radicibus renasscantur. l. 11. 13. 18. ff. de usufr.

Das ist / man soll zwar Gehaue machen und Holtz schlagen lassen / jedoch nicht anders als Haußwirthlich / daß es nehmlich nicht zur Unzeit und in Tag hinein / wenn der Wiederwachs noch jung ist / geschehe / weswegen hierunter ein richterlicher Ausspruch zu erwarten.

Item / Man soll das Holtz so hauen / damit es wieder ausschlagen und an Wiederwachs kein Mangel seyn möge.

§. 17. Von was grosser importantz nun das Werck und Unternehmen an sich selbsten sey / den Anflug und Wiederwachs derer Höltzer zu befördern / und zu conserviren / ist vielleicht etlicher maaßen aus vorhergehenden zu colligiren / und daß es nicht so gar geringschätzig zu achten / wie der Welt Lauff ist / da man eine nöthige Sache nicht eher unternehmen will / als biß man durch die äuserste Noth und grosse Bedürffniß darzu forciret wird; Also trägt es sich auch zu / mit den Anbau des wilden Holtzes / welcher bißhero fast für gar nichts geachtet worden / niemand hat daran gedencken / geschweige Hand anlegen wollen / und da wir gnugsam sehen und spüren / daß wir solches unmöglich entrathen und entbehren / viel weniger uns dessen entschlagen mögen / so gehen uns erst die Augen recht auf / und befinden / daß es höchst nöthig sey alle menschliche Kräffte zu adhibiren / den Anflug und Wiederwachs derer Höltzer in erwünschten Stand künfftighin zu setzen / wo wir anders die Würdigkeit einer so wichtigen Sache nicht nach der Einbildung und übel eingerissenen Welt-Opinion, sondern nach der That und Wahrheit aestimiren wollen; Aber gewiß! es mangelt an nichts als nur an einem resoluten Unterfangen / so wird Göttliche Allmacht auch gnädiges Gedeyen darzu geben; Haben doch die Heyden ihren Göttern dergleichen zugeschrieben / wie Macrobius meldet / daß sie vermeynet / und gedichtet / ihr Feld-Gott Saturnus, habe denen Menschen das Peltzen / oder die Verbesserungs-Kunst

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/217&oldid=- (Version vom 21.8.2021)