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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Septembr. biß Novembr. so bald das Laub anfängt zu fallen / oder von Januario biß in April, ehe das Laub aus schläget. Jedoch weil die Kälte hiesiger Lande sehr groß / so ist wohl nöthig / daß man erstlich dieselbe vorbey gehen lässet, ehe man zum Holtz fällen greiffet, weil sonsten der starcke Frost auf dem abgehauenen Stock allzu starck eintringen und Schaden verursachen möchte / und ist genug wenn noch vor dem Mittel des Aprilis zum längsten das angewiesene und verkauffte Holtz gefället sey / damit die Sommerlatten herfür kommen / und der Stock wieder ausschlagen kan.

Es mag aber das geschlagene Holtz so bald es müglich aufgeräumet werden / auf daß in jungen Sommerlatten / welche also fort in Frühling heraus sproßen / kein Schade geschehe / und solche abgetreten / abgestoßen oder abgebrochen werden / welches denn ohnfehlbahr geschehen dürffte / wenn man das Holtz in Scheite schlagen / oder das Reißig nach dem Ausgang des Monats Aprilis erst / da insgemein die Sprößlinge schon herfür brechen / aufmachen wolte / denn solcher Schaden nicht zu verhindern / man nehme sich auch so gut in acht als man wolle / und sonderlich könten auch die Sommerlatten aus den Stöcken worauff das abgehauene Holtz lieget / nicht herfür kommen.

Von dem in Herbst-Zeit abgehauenen Holtz kan man die Schafe / Ziegen / auch wohl das Rind-Vieh die Knospen den Winter über / wenn mans von nöthen hat / abfreßen laßen / welches einen ziemlichen Nutzen giebt und dem Vieh sehr wohl thut.

Wenn man das Schlag-Holtz in neuen Monden fället / so schläget es behende wieder aus / aber hingegen saget man / was in abnehmenden Monden geschlagen wird / brennet beßer / dahero man überlegen muß / welches man unter diesen beyden am nöthigsten hat / jedoch ist wohl rathsamer auf den Wiederwachs dißfalls zu sehen.

§. 17. Bey Abtreibung des Schlag-Holtzes aber kan wohl in acht genommen werden / daß der Hieb oder Schnitt fein glatt und schräge sey / damit der Regen / Kälte und Schnee nicht eindringen und Faulnüß verursachen könne.

Theils hauen es gar kurtz an der Erden weg / theils laßen auch einen Stock von einem viertel oder mehr Raum / bleiben / daß die Sommerlatten und Sprossen häuffiger wieder ausschlagen.

In denen Gehauen hat man nöthig / ehe etwas zum Kohlen-Brennen oder zu Feuer-Holtz angewiesen wird / daß man das jenige Holtz / so zu Hopfen-Stangen / Reifen / Latten etc. zugebrauchen / zuvor aushauen laße / denn solches theuer und nützlicher an den Mann zu bringen / als das Brenn-Holtz.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/229&oldid=- (Version vom 21.8.2021)