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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 13. Das Reißen der Bäume / damit solche wegen Dicke der Schale sich ausdehnen und in die Dicke wachsen können / soll nur in der äusersten Rinde / und der Riß gegen die Abends- und Mitter-Nachts-Seite geschehen / damit die Sonne gegen der Mittags-Seiten in selbigen nicht würcken und dadurch Brand und ander Schade daraus entstehen könne.

Es wird solches bey denen jungen Stämmen das Schrepffen genennet / und ist sehr dienlich / muß aber im Frühling geschehen / wenn der Safft in Stamm in die Höhe tritt / man thut mit einem scharffen Messer 2. oder 3. Riße durch die Rinde am Stamm herunter / ohne / daß man das Holtz berühre / (welches schädlich ist) darauf sich die Schale von einander und dem Stamm Raum giebt in die Dicke zu wachsen.

Denn wenn die Rinde starck dick und feste ist / sonderlich an denen Bäumen / so sehr im Wetter und an der Sonnen-Hitze stehen / so klemmet dergleichen Rinde entweder das Holtz zusammen / daß es sich nicht ausdehnen und dicker werden kan / sondern in der Schale verbutten muß / oder aber sie treibet den Stamm in die Höhe / daß er zu keiner Stärcke gedeihet.

Welches Schräpffen die Natur offt an denen Bäumen selber verrichtet / indem man an ihnen viel dergleichen Riße siehet: welche Bäume aber dicke beysammen stehen also / daß die Witterung solche nicht völlig treffen und die Rinde mehr erhärten kan / die haben eine zarte Rinde und dehnen sich mit und nach den Wachsthum des Baumes aus.

§. 14. Es lässet sich auch ein fleißiger Hauß-Wirth angelegen seyn / die Spinnen und Raupen-Nester bey Zeiten / ehe es im Frühlinge warm wird / und das Ungeziefer und Geschmeiß auskreucht / mit der Raup-Scheere weg zu nehmen und abzubrechen.

Wo aber deren zu viel / wie zum offtern der Jahr-Gang also ist / so muß man Gottes-Hülffe erwarten / der weiß schon zu remediren.

§. 15. Will ein Baum nicht tragen / soll man die Aeste abstützen / so wird er fruchtbar.

Ja wenn man nur einen Ast abstützet / so wird solcher eher blühen und tragen.

Wenn Winters-Zeit der Stamm eines Baumes / so man fürchtet daß er erfrieren möchte / unten um die Wurtzel herum mit Stroh / Moos / Laub / oder gar mit frischen Pferde-Mist bedecket wird / so kan er große Kälte vertragen und ausstehen.

Ingleichen kan der Stamm mit langer Roßstreue eingebunden werden / so wiederstehet er dem Frost am besten.

Excrementa humana in Wasser gerühret / und um die Bäume und andere Gewächse geschüttet / soll denen Ameisen und Erdflöhen wehren / dergleichen eingeruhrter Ruß ebenfalls thun soll.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/279&oldid=- (Version vom 20.8.2021)