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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

andern gepfropfften.

Die wilden Aepffel-Kerne haben überdieß noch was sonderlichs / denn sie sind gegen den Stiel rund und breit / aber gegen der Obern-Seite spitzig / allwo sie auch aufkeimen / und das Stämmgen von sich treiben.

§. 2. Es können aber die wilden Obst-Bäume an Aepffel- und Birn-Bäumen / und der wilde Pflaum-Baum / Mispel etc. gleich denen in Garten gezeuget / und durch die Kern oder Saamen fortgebracht werden / dabey man sich dann der besten Arten bedienen solte.

Aber meist wachsen sie von sich selber / von denen Kernen / so von wilden Obst ausfallen / oder von Vogeln in die Höltzer getragen werden / und wäre zu wünschen, daß durch Kern-Säen / dergleichen Obst mehr aufbracht würde / denn solches so leichte geschehen kan / als mit andern Holtz / nimmt auch nicht mehr Platz ein; hingegen giebt es doppelten Nutzen / und kan man das Holtz zum Brauen / Brennen und zum Verkohlen für allen andern nutzen / wächset schnell / und mag so wohl als ein anders zu Schlag-Holtz gezogen werden / dann es schlägt aufn Stock aus; wenn aber der Baum einen feinen Schafft hat / ziehet man solchen / zu einem Ober-Baum / brauchet überdieß nicht mehr Wartung als ander wild Holtz / und zum Uberfluß will mans pfropffen / so hat man zehnfachen Nutzen zugewarten.

Man kan ferner nicht allein Geträncke aus der Frucht machen / sondern sie wird auch von gemeinen Volck abgebacken / und zur Speise / wie auch zur Kühlung in hitzigen Kranckheiten gebrauchet.

Zahmen und wilden Thieren dienet in Sommer das grüne Laub davon / und Winters das dürre nebst den Baum-Knospen zum Füttern / solcher Gestalt bringet das wilde Obst / it. Eicheln und Eckern / nebst denen Castanien vielen Landen großen profit, sonderlich hat das rothe und schwartze Wildpreth / welches durch solch Obst und durch die teugen Birnen / häuffig herbey gelocket wird / gute Nahrung dabey.

Allein in den Landen / wo vorhin schon viel Wild / oder die Wild-Bahne gar zu starck ist / da lassen die Bauern kein wildes Obst aufkommen / vielweniger pflantzen sie Eicheln / Castanien und Buchen / denn daßelbe tritt an solche Ort / und verderbet um die Gegenden alles / folglich unterlassen sie fast alles Pflantzen der Bäume / so wohl des wilden als Garten-Obstes / zu höchsten Schaden des Landes.

§. 3.[WS 1] Das Holtz von wilden Obst ist hiernechst wegen seiner Härte / als auch der schönen Farbe zu allerhand Geräthe dienlich / giebt auch gut Brenn-Holtz / insonderheit ziehet das Birn-Baum-Holtz den Leim / oder alle andere Materien nicht gerne an / daher wird es sehr zu allerhand Formen gebraucht / weil es nicht recht anklebet / sondern allerhand Pasten und Confituren / so darinnen gemacht oder getrucket werden / gleich ohne Anhengen wieder von sich giebet.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zählung ergänzt
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/324&oldid=- (Version vom 20.8.2021)