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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

abgelassen wird / ist es selbigem schädlich / und hinderlich an Wachsthum / sonderlich wenn das Loch mit einem Pflock zugestopfft wird / sondern der Safft so lang er kan heraus läuffet.

Dieses Bircken-Wasser soll einen vortrefflichen Meth geben, und die Tartern solches sehr trincken / auch glauben / daß er ein gut praeservativ vor allerley Kranckheit sey.

§. 25. Was den Saamen dieses Baums betrifft / so wird selbiger zum theil um S. Johannis, theils um Bartholomaei, theils auch um Michaelis reiff / darnach nehmlich die jährliche Witterung ist. Auch wird er an einem Orte eher zeitig / als am andern / sonderlich wo der Situs des Baums warm und an der vollen Sonnen gelegen. Bißweilen geschicht es wohl / daß er an Gipffeln und der Sommer-Seite eher reiffet / als an der Nord- oder Winter-Seite / da denn in Obacht zu haben daß man nicht reiffen und unreiffen zugleich abnehme / und der letztere zum Säen untüchtig sey / jedoch ist auch dieses wahr / daß wenn die Knöspgen samt dem Reißlein und Aestlein zugleich abgenommen / und aufgehangen werden / so reiffet der Saamen desto mehr / und ziehet die Krafft hierzu aus denen Reißern / welches auch bey andern Baum-Saamen zu beobachten.

Wenn nun die Knöspgen beginnen schwartz-braun und gelblicht zu werden / oder sich aufthun wollen / soll man sie mit den Reißern und zwar nicht mit den großen / sondern nur mit denen kleinen abbrechen / selbige auf einen Boden oder Cammer / da die Lufft hin gehet / bringen / und einen Tag oder etzliche liegen lassen; wenn die Reiser welck werden / alsdenn mag man die Knöpfgen abbrechen / solche in ein Gefäß thun / oder sonst aufschütten; Man kan auch die Reißer wenn die Knöpfflein noch dran und so treuge sind / daß sie sich zerreiben lassen / auf eine Scheun-Tenne legen / und den Saamen mit Flegeln ausdreschen / und also verwahren / desgleichen pflegen etliche dieselben an Stecken und Bäume zu hangen / daß sie sich selber säen / und den Saamen hin und wieder fallen lassen. Etzliche Hauß-Wirthe brauchen folgenden Hand-Griff, daß wenn sie zweiffeln ob der Saame durch und durch völlig reiff sey / so hauen sie die grossen Aeste ab / woran die Knöpfflein hangen / stecken solche / wo der Ast am stärcksten ist / in die Erde / so ziehet sich der Safft und Nahrung / so wohl aus dieser / als aus dem Ast / und verursachet mehr Zeitigung des Saamens.

Das sicherste aber ist / die völlige Reiffung auf dem Baum zuerwarten.

§. 26. Es ist aber gedachter Saame an sich selbst gar klein / und stecket in seinen Behältnüßen in Fächern.

Wenn nun diese nach einen warmen Regen und darauf folgenden Sonnenschein sich aufthun / und solcher Saamen heraus fleuget / sprossen die jungen Bircken in großer Menge aus / können also von Saamen gesäet / aber nicht wohl mit dem Stamm fortgepflantzet werden. Zum Bircken

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/343&oldid=- (Version vom 20.8.2021)