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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

und theils andere Nationen / zum Kochen Turff Stein-Kohlen / das Stroh / dürre Graß-Disteln / und gedörrten Mist etc. welches aber theils ungesunde / theils ungeschmacke Speißen verursachet; Ja die tägliche nothwendigste Speiße / das liebe Brod / muß vermittelst des Holtzes zubereitet und gebacken werden.

§. 5. Denn das Getreyde zu Mahlen werden Räder und Kästen in den Mühlen erfordert / worzu die Wälder das Holtz geben / ohne welches sonsten kein Mehl würde gemachet noch zur Speiße bereitet werden können.

Zum Geträncke brauchet man gleichergestalt Holtz / denn man muß es zum Mältzen und zum Brauen haben / auch hat man es von nöthen / zum Böttichen / Kübeln / Gelden und Fässern.

Will man Wein bauen so müssen die Wälder die Pfähle hergeben / die Weinstöcke daran zu hefften / wie auch Stangen / den Hopffen daran aufwachsen zu lassen.

§. 6. Zwar solte es wohl fast unmüglich scheinen / daß gar aus Holtz Brod könne gebacken werden / wenn wir nicht dessen Zeugniß hätten. Dann ob gleich die Amboinesischen Insuln an allen einen Uberfluß haben / so haben sie doch an Reiß und Korn / folglich an Brod großen Mangel.

Derhalben machen sie Brod / so sie Sagon heißen / aus eines besondern Baumes Holtz / welches weiß und roth aussehen soll / denen Sägespänen gleich.

Das klar gemachte davon treiben sie mit Wasser durch ein Sieb / und backen das feineste in thänern glüenden Formen, worinnen aber wenig Krafft und Schmack verhanden seyn mag; C. F. Paulini.

Aber was wollen wir solches aus dem fernern Indien herhohlen / da in Teutschland man von denen Baum-Früchten Brod bereiten kan / auch solches vor alters viel beschehen.

Dieses sind die Castanien / deren Einsamlung bey dem Athenaeo Messis, oder Ernde genennet wird / wovon dieser Vers:

Ex his fit Panis Tritici si copia defit,
Qui multum nutrit &c.

Wie Durantius schreibet; wovon Mathiolus und Dodonaeus nachzuschlagen. Plinius gedenckt ebenfalls dergleichen Brods und will es nach unserer Art zu reden vor ein Mittel ausgeben vor Mönche und Nonnen die Keuschheit zu erhalten / wenn er saget. lib. 15. N. H. c. 23. Moluntur etiam & praestant jejunio foeminarum quandam Imaginem Panis.

§. 7. Wie nun der Hunger / welcher des Menschen gröster Feind einer ist / nach Nothdurfft zu stillen / das Holtz guten Nutzen beyträget; also dienet es auch / den andern nicht weniger grausamen Feind / nehmlich die Kälte zu überwältigen.

Denn wo wolten wir in diesen gegen Mitternacht liegenden Ländern unser Leben fortsetzen können / wenn nicht durchs Holtz / entweder in Caminen oder

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/375&oldid=- (Version vom 20.8.2021)