Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/384

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Schuh lang sind / schöner und klärer / als das Europäische.

Sie planiren es mit Alaun / welches glat und gleißend machet / und dahero sich darauf so wohl schön schreiben / als mahlen lässet / aber weil es von einen Bast oder Baumrinde zubereitet / so kommt der Wurm gar leicht hinein / wodurch dann an Büchern grosser Schade geschicht / wann sie nicht sonderlich wohl beobachtet / gewartet / auch zu rechter Zeit an die Lufft und Sonne bracht und ausgesömmert werden.

§. 25. Wenn nun neben dem nothwendigen und nützlichen Gebrauch zugleich die Anmuthigkeit wohl stehet, so kan man dieses abermahl denen Wäldern und Bäumen nicht absprechen / maßen vermittelst solcher die Gärten / die wohlangelegten Spazier-Gänge und Alleen / von wilden Holtze / als Linden / Häyn-Buchen / Fichten und dergleichen angeleget / und obenher gleichsam damit bewölbet werden, so denen darunter gehenden einen anmuthigen kühlen Schatten mittheilet.

Was vor einen herrlichen prospect geben die in einer geraden Linie / auch in freyen Felde gepflantzte wilden Bäume? dergleichen man viel in Engelland / in Holland / Franckreich und in Teutschland / sonderlich an der Berg-Straße auf etzliche Meilwegs lang findet.

Ja es ist fast keine Stadt in Niederland / die nicht zu ihrer Belustigung schöne / grüne und Schattenreiche Bäume in und um sich pflantze und halte; welche auch denen Canälen / Märckten / Straßen und Gassen in Städten und Dörffern eine sonderliche Anmuth geben.

Es bringen die Bäume und Wälder auch einem gantzen Lande und Refier / wo sie mit und zwischen denen Feldern abgewechselt stehen / eine große Freude und Augen-Lust / sonderlich da die Gebürge hin und wieder mit Wäldern als mit einer Krone seitwerts prangen; hingegen lässet es nicht wohl und giebt dem Lande kein gutes Ansehen / wo viel kahle und bloße Berge anzutreffen / wie dann denen Genuesern unter andern aufgerückt wird / daß bey ihnen sey / Mare senza pesce, & Monte senza legno. D. i. Ein Meer darinnen keine Fische / und Berge / auff denen kein Holtz stehe.

Eine nicht geringe Belustigung geben denen Augen die schönen und langen Perspectivische prospecte, wenn nehmlich die Bäume in gerader Linie und gleicher distanz von einander stehend / eine gute Strecke weges lang angetroffen werden: dergleichen regulaire Einrichtung man hin und wieder in acht nimmet / als wenn in Wäldern die Straßen und Wege / wie auch Viehtrifften / Flügel oder Stell-Wege / zum Netz und Zeugstellen gehalten werden müssen / welches die Augen nicht allein belustiget / sondern auch im Jagen seinen besondern Nutzen haben kan.

Sothane Annehmligkeit zeiget sich noch vielmehr / wenn dergleichen in gerader Linie fortlauffende Wege Berg an / und unterwerts gehen

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/384&oldid=- (Version vom 20.8.2021)