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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Schweffel concentriret / als bey dem dürren Holtz beschehen mag.

§. 50. Bey dem Meuler setzen und Verkohlen ist wohl zu observiren / daß die Holtz-Scheite so viel nur müglich etwas gerade oder doch nur wenig flach in die Höhe / und dicht und derb in einander eingerichtet und gesetzet werden / jedoch daß das Feuer sich darzwischen durchtringen kan; auch sollen die Köhler wo ein groses oder ziemliches Spatium zwischen denen Scheiten bleibet / Splitter / Aeste / oder Späne darzwischen stecken / alsdenn giebt es in brennen den besten Kohl / weil es keine Lufft hat / hingegen wo nur ein wenig zu viel Raum bleibet / greifft die Lufft den Kohl an / verbrennet und sincket daselbst ein / und thut an Kohlen so darneben sind grosen Schaden / bekommt wohl gar ein Loch und brennet lichter loh heraus / daß mans mit Holtz wieder füllen / und wieder mit Decke bedecken und beschütten muß; dahero wegen Feuers-Gefahr / sonderlich / weil starcke Winde die Meuler leichtlich aufreissen / und zum öfftern große Brände in Höltzern dadurch entstanden / so sollen die Meuler nahe an Bächen und Wassern gesetzet / oder in großen Gefäßen Wasser in der Nähe enthalten werden / damit in Zeit der Noth man sich dessen zum Leschen bedienen könte / auch Feuers-Gefahr für zu kommen / soll das Reißig und alle brennende materie, an die 100. und mehr Schritte von denen Meulern weggeschaffet und entfernet werden. Und weil auch auff der Meulerstädte / worauf viel gekohlet wird / von dem Hartz des Holtzes / der Boden sich dergestalt verhartzet / und alsdenn von unten herauf große Hitze von sich giebt / so wird dahero der hartzigte Boden / in großen Stücken heraus gehauen / und mit anderer Erde wieder an- und ausgefüllet / die Scheite können alle auf die eine scharffe Seite in einrichten auf einander gesetzet werden / damit die Lufft und das Feuer sich darunter und zwischen hin ziehen kan / und also können die Scheite sich verkohlen.

§. 51. Ein gewiß Geschlecht von Zigäunern soll sich in AEgypten / auch in Ungarn aufhalten / die das Schmiedewerck auch wohl in freyen Felde treiben / und zu dem Ende kleine Oefen und Geräthe mit sich herum führen / absonderlich aber gute Wissenschafften haben / guten Kohl zubrennen / so lange nach hält / und in Feuer mehr / als anderer Kohl tauert.

Das Eisen sollen sie auch vortrefflich wohl härten können / dahero dann ein jeder ihre Arbeit / ingleichen die Wissenschafft des Kohlbrennens sehr suchet / welches sie aber niemanden lernen wollen.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/410&oldid=- (Version vom 20.8.2021)