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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

nimmer übergeust / auch nimmer abnimmt / vielweniger verseihet. Von wannen aber solches Wasser seinen Ursprung habe / kan man nicht wissen. Gleichwohl aber können ihrer wohl 500. darunter sitzen und sich satt trincken De Laet. ind. occid. lib. 14. c. 8.

Bevorab ist wundernswürdig / daß in Brasilien man zu einer Zeit Bäume siehet / so grünen und blühen / und eine andere Art so darunter stehet / das Laub fallen lässet / und da das Laub an einem gelb zum abfallen wird / so schlägt der Nachbar darneben wieder aus. Happelius.

§. 70. Dem Hudson ist in dem Hudsons Bay ein gewisser Baum fürtrefflich zu statten kommen / indeme dieser in Christ-Monath geblühet / mit grünen und gelben Blättern / welche wie lauter Würtze gerochen und wenn man sie gekochet / eine öhligte Feuchtigkeit von sich gegeben / so zu einer heilsamen Salbe gedienet: so soll auch das damit abgesottene Wasser / ein fürtreffliches Mittel und Tranck / wieder den Scharbock / Hüfftwehe / Krampff / Reißen und andere Beschwerungen / so die große Kälte dieser Gegend verursachte / gewesen seyn.

§. 71, In Indien ist ein Wunder-Baum / sonst der Banjanen-Baum genannt / derselbe hat nur einen Stamm und machet doch fast einen kleinen Wald und pflantzet ihn also fort / denn von seinen Zweigen wachsen und hangen gewisse Rancken herunter / so bald dieselbe die Erde berühren / gewinnen sie Wurtzel und Safft und also einen neuen Stamm / folglich auch breiten sie sich in unglaubliche Weite aus.

§. 72. An den großen Mast-Bäumen / so zu Venedig aufbehalten werden / observiret man / daß ob sie gleich sehr lang und dick / so kan man doch hören / in dem man das Ohr an einem Ende oder Ort appliciret / wenn an dem andern Ende ein wenig mit einem Finger daran geschippet wird / welches denn den Jahrwachs und die porosität / so sich dabey befindet / anzeiget / darinnen sich der Schall oder Thon fortziehet.

§. 73. Auff dem Gebürge in Peru soll ein schlechtes Stauden-Gewächs Icho genannt / in ziemlicher Menge wachsen.

Dieses Reißig hat man zu Scheidung des Quecksilbers aus seinem Ertz dermaßen gut befunden / daß da man sehr viel ander Holtz zuvor hierzu gebraucht / man nun erfahren / daß mit wenigen Reißig von diesem Icho das Schmeltzen und Schmieden / mit großen Nutz und avantage geschehen kan.

§. 74. In Brasilien wächset der Saltz-Baum Cereiba genant / welcher bey hellen Tagen das allerschöneste und weiseste Saltz auff den Blättern trägt / daß auch von wenig Blättern man dessen so viel sammlen kan / als zu einen ziemlichen Topff Speißen zu saltzen / genug ist.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 421. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/437&oldid=- (Version vom 20.8.2021)