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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

etlichen Bäumen hat ein jedes Blatt seinen eigenen Stiel / an andern aber hangen an einem Stiel viel Blätter / als an der Asche und Holunder; ingleichen an einem Stiehl viel Saamen- oder Körner Trauben-weise / als an der Häyn-Buche / Ahorn / Linde / und dergleichen.

Ja man will observiret haben / daß im Junio, wenn die Sonne sich wendet / der Weiden / Aspen / Pappeln und anderer Bäume Blätter sich gleichfalls wenden sollen / Mizaldus Cent. 7. aphor. 36.

§. 37. Der differente Boden / der grosse Unterscheid der Arten der Bäume und die veränderliche Witterung verursachen / daß das Laub zur Herbst-Zeit / und gegen den Winter an einer Gegend oder Ort / von einem Baum eher abfällt / als an den andern / und also nicht zugleich / sondern sehr unterschiedlich.

Dann dem Gesetz der Natur nach verändern sich zwar alle Bäume / jedoch hat immer eine Art oder Geschlecht mehr innerliche oder angeschaffene Kräffte zur Dauerhafftigkeit als der andere / und bleibet länger unwandelbar / und unveränderlich.

Und ob gleich das Eichen-Laub / wenn es noch jung ist / gar leicht in Frühling erfrieret / so hält es sich hergegen in Herbst bey dem Reiffen und Frösten vor andern Laub am aller längsten auf / ehe es abfället / weil es alsdenn mehr derber Fett bey sich hat / und sehr öhlicht ist / daß der Frost so leicht nicht durchdringen kan.

§. 38. Wie angenehm die grüne Farbe von denen Blättern derer Bäume sey / ist nicht zu sagen.

Die Sinnligkeiten werden dadurch recht zärtlich gerühret / wunderlich gestärcket und erfrischet / die Augen in die gröste Anmuth gesetzet / gestalt man denn diese Farbe fast bey allen Bäumen findet.

§. 39. Vorher ist von denen partibus excrementitiis, oder denen so genannten Auswürffen derer Bäume Meldung geschehen / dergleichen man fast bey denen meisten / wo nicht bey allen zu finden pfleget / und sind hieher zu rechnen / die Schwämme an denselben / ingleichen / die kleinen Schwämme / die Galläpffel / Hartz und sonderlich der Mooß und andere dergleichen mehr.

§. 40. Was das Alter der Bäume anlanget / kan man wohl sagen / daß alle plantae, Bäume und Stauden quatuor aetates oder vier Alter haben / das erste ist das Käumen des Saamens / da der Stamm und Wurtzel aus dem Saamen-Korn herfür bricht / und wird mit der Kindheit oder Geburt des Menschen verglichen. Das andere Alter ist / wenn der Stamm / Aeste / und das Laub auswirfft / Knospen gewinnet / und in die[WS 1] Höhe wächset / das ist der Jugend gleich; Das dritte ist / so bald der Baum Blüthe und darauf folgende

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  1. Vorlage: bie
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/51&oldid=- (Version vom 21.5.2018)