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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Früchte erlanget / und in besten flor ist / welches dem männlichen Alter zu paragoniren seyn wird.

Das vierdte und letzte Alter ist / wann der Baum an Safft / Kräfften / Blüthe und Früchten abnimmt / und sich zum Untergang neiget / so das hohe Alter kan genennet[WS 1] werden.

Andere sagen / das Alter derer Bäume sey (1.) das anfangende / oder die Kindheit / (2.) das wachsende / oder die Jugend / (3.) das stillstehende / oder das männliche / (4.) das abnehmende Alter.

§. 41. Insgemein ist bey dem Alter der Bäume dieses zubehalten / daß die jenigen Bäume / so geschwinde aufwachsen / auch für andern Zeitlich wieder wandelbar werden und veralten / als die Weiden / Pappeln / Kirschen / Aepffel und Pflaum-Bäume. Jedoch ist es nicht eine allzu gemeine und unfehlbare[WS 2] Regel. Denn die Linden / Illmen etc. wachsen geschwinde / aber sie werden doch alt / und dauern lange / ehe sie sich verwandeln / aber die Eiche etc. wächset langsam / und dauret lange.

§. 42. Eigentlich das Alter / und wie lange Zeit / eine jedere Art des Holtzes wachse und zunehme / wie lange es hernach in seinen Esse also subsistire, und wenn es wieder abnehme / ist wohl unmöglich genau zu penetriren / ohne was der äußerliche Augenschein würcklich geben kan.

Gewiß ist es aber / wenn eines von diesen aufhöret / muß das andere anfangen.

Wer weiß aber auch diesen periodum? Das Alter theils der Bäume / sonderlich die in grossen Wildnissen sind / muß sich wohl auf weit mehr als auf etzl. 100. Jahr erstrecken / und es mögen viel wohl etzliche Secula gestanden seyn / so daher zu muthmassen / weil bey den grossen Wildnissen kein Volck in der Nähe gewohnet / das solche hatte abhauen oder verbrauchen können.

Ja es liegen viel Gehöltze zwischen grossen und tiefen Morasten / auch auf hohen fast unersteiglichen Felsen und Höhen / daß man mit keinem Wagen / oder Schlitten dahin kommen / und das Holtz wegführen kan / dahero leicht zuschliessen / daß solche Höltzer lange Zeit gestanden / und von vielen Jahren her aufgewachsen seyn müssen / wie dann viel Stämme nur von Fichten und Tannen in hiesigen Wäldern gefunden werden / so gewiß viel Secula auf sich gehabt / indeme sie an die 18. 20. biß 24. Clafftern Holtz gegeben / geschweige vorjetzo derer grossen Eichen und Linden / woraus noch mehr an Claffter Holtz geschlagen werden können / und wenn der Stamm uhralt ist / so ist das Holtz feste / springet in Abhauen wie Glaß / und ist fast nicht zugewinnen / sonderlich an Tannen / und müssen die Holtzhauer ein Gerüste an

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gennet
  2. Vorlage: unfelbahre
Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/52&oldid=- (Version vom 9.3.2019)