Und neiden mit Verdruß die hochbegabte Braut,
Die dir zu grossem Glück wird werden anvertraut.
So spricht das alte Fell. Ein ander wünscht dem Kragen
So viel er schlingen mag, und einen guten Magen,
Und einen starcken Leib, von Gicht und Fieber frey,
Der nicht weiß was Klystier und bitter Pillen sey.
Wie aber kan doch diß, Hanß Schluckebier, geschehen,
Der du die Sonne nicht siehst nüchtern untergehen,
Der du dem Halse nie vergönnest satte Ruh
Und stürmest auf den Leib mit solchen Humpen zu?
Ein ander bittet wohl, daß ihm bey grossen Haufen
Das Horn- und Wollen-Vieh mag auf der Weide laufen;
Daß seine Schäflein sich verstecken in dem Klee
Und daß der süssen Milch die Eymer übergeh.
Wie ist das müglich doch, wann du auf dem Altare
Mehr Vieh und Opfer würgst, als du im gantzen Jahre
Von neuen ziehen magst, und gibst den Göttern hin,
Was weder dir gereicht noch ihnen zum Gewinn?
Und daher hoffest du: Nun kommet das Gedeyen!
Nun wird es lauter Gold und Rosenobel schneyen!
Nun kommt das gute Glück! Biß das aus grosser Noth
Der lezte Heller geht nach Hering oder Brodt.
Und wie der güldne Dreck ist deine Lust und Leben;
So meinst du, daß ihm auch die Götter sind ergeben,
Nicht weniger denn du. Wenn dir von lieber Hand
Ein güldnes Trinck-Geschirr, ein theurer Diamant,
Ein schöner Beutel käm mit funfzehn tausend Thaler
Wie wär der Freude Rath? Wie führest du, o Prahler,
Für Wollust aus der Haut? So, bildest du dir ein,
Muß auch der Jupiter und sein Gesinde seyn.
Und darum läst du ihm auch Haar und Bart vergülden
Und ziehst ihm Purpur an, behengst mit reichen Schilden
Der Kirchen Rauch-Altar. In iener alten Zeit
Da hatte Jupiter kein besser Ehren-Kleid,
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)