Als König Numa selbst. Der Hoffart war vergessen.
Frau Veste muste wohl aus steinern Schüsseln fressen.
Und schlecht genung gespeist. Diß aber alles war
Den Göttern mehr genehm, als zweymal funfzig Paar
Der Ochsen itzo sind: Weil sie die schlechten Gaben,
Mit Treu und Redlichkeit zuvor gewürtzet haben.
Gold, Silber, Fleisch und Fett ist nur der Menschen Lust,
Davon der Götter Zunft nicht weiß, noch hat gewust.
Der Menschen Uppigkeit sucht Purpur, Gold und Seiden
Da Peltze, Flachs und Woll uns besser könte kleiden.
Der Leib, der Madensack, macht Stein und Perlen theur,
Es dienet seiner Lust Erd, Himmel, Wasser, Feur.
Diß alles nützt der Mensch, wiewol nicht ohne Sünden,
Doch kommt es ihm zu gut, so viel er weiß zu finden.
Nun aber sage mir, du gantze Pfaffen-Schaar,
Wozu ein Rind und Lamm gewürget beym Altar?
Was soll doch Geld und Gold? Was soll dergleichen Sachen
Im Tempel, beym Gebet und für den Göttern machen;
Es sey denn izund wahr, was längst gelogen ist,
Daß Hercules ein Rind auf eine Mahlzeit frist:
Daß Jupiter zu Tisch mit allen Göttern sitzet,
Hält immer frey Gelach, und sauffet, daß er schwitzet?
Was nützet ihm das Geld, des er nicht mehr begehrt,
Als wenn man der Dian ein Dockenspiel verehrt?
Last uns zum Tempel gehn, gerüst mit solchen Dingen,
Die des Messalen Sohn nicht kan zuwege bringen,
Wie reich er immer ist. Ein Hertz von Lastern rein
Und Hände, welche nicht mit Blut gesudelt seyn:
Ein ehrliches Gemüth, ein fröliches Gewissen,
Das Billigkeit beliebt, des Rechten ist beflissen.
Solch Opfer bringe vor: Und ob du mehr nicht hast;
Wirst du den Göttern seyn ein angenehmer Gast.
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/54&oldid=- (Version vom 1.8.2018)