fein geschulte Leute, ließen nicht allzuviel davon merken, daß ihnen der ganze Besuch, mit seinen voraussichtlich geschäftlichen Auseinandersetzungen, eigentlich eine Störung war. Aber, freilich, von Zärtlichkeit gegen mich war den ganzen Tag über keine Rede, so daß ich herzlich froh war, als es am Abend wieder nach Hause ging. Erst viel später ist mir klar geworden, daß die Nüchternheit, der ich begegnete, nicht mir armen Kinde, sondern, wie schon angedeutet, meinem Vater galt. Ich mußte nur mit leiden. Der äußersten Solidität des Großvaters war der sichere, lebemännische Ton seines Sohnes, der sich, durch seinen glücklichen Verkaufscoup, mit einem Male selbstständig und als Mann von Vermögen fühlte, derart unbequem und bedrücklich, daß meine blonden Locken, auf deren Eindruck meine Mutter so sicher gerechnet hatte, ganz und gar versagten.
Ich bemerkte schon, daß solche Ausflüge nach Berlin damals öfters stattfanden, aber noch häufiger waren Reisen in die Provinz, weil es meinem Vater oblag, sich nach einem neuen Apothekenbesitz umzuthun. Wär’ es nach ihm gegangen, so hätte er diesen Zustand der Dinge wohl nie geändert und das Interim in Permanenz erklärt; denn er hatte, während ihm die Spielpassion eigentlich nur durch
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/043&oldid=- (Version vom 1.8.2018)