aber Diner-Tag war, und das ereignete sich Winters allwöchentlich wenigstens einmal, so stand er hier, unter Vornahme der mannigfachsten Prozeduren, oft eine halbe Stunde und länger. Das Anlegen eines vielgefalteten Jabots, mit einem weißen Halstuch darüber, durch das dann eine Amethystnadel gesteckt wurde, bildete jedesmal den Schluß der Toilette, dem mit gleicher Regelmäßigkeit eine minder gefällige Manipulation vorausging. Er trug nämlich eine sogenannte „Tour“, die, wenn er sich für eine Gesellschaft zurecht machte, jedesmal abgelöst, dann sorglich in Stand gesetzt und mit einer Gummilösung neu aufgeklebt wurde. Der Ablösungsprozeß war immer etwas ziemlich Schmerzhaftes, von einer komischen Grimasse Begleitetes, weshalb er es nicht gern unterließ, einen seiner Monologe daran anzuknüpfen. „Eigentlich ist es Unsinn. Die meisten haben einen ganz kahlen Kopf und finden sich drin. Nur ich, warum bäume ich mich unter Qualen dagegen auf? Es ist ein Opfer, das ich der Gesellschaft bringe.“ Niemand aber war schließlich bereiter dazu als er, denn er freute sich auf jede Gesellschaft.
In diesen Gesellschaften, auf deren Schilderung ich in einem anderen Kapitel zurückkomme, war er sehr beliebt, was mit seiner großen und liebenswürdigen Unterhaltungsgabe, ganz besonders aber
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/079&oldid=- (Version vom 1.8.2018)