seinen Grund hatte. Diese besondere Freundschaft führte denn auch zu Stiftung eines „cercle intime“, der eine etwas merkwürdige Zusammensetzung hatte: Landrath von Flemming (Uradel), Rittergutsbesitzer von Borcke (dito), Apotheker Fontane. Hierin lagen denn auch, trotz besten Willens auf beiden Seiten, die Keime raschen Auseinanderfallens und es kam wirklich über einen ersten Gesellschaftsabend nicht hinaus. Man hatte sich bei Flemmings versammelt und als es zu Tische ging, reichte der alte Flemming der schönen Frau von Borcke seinen Arm und von Borcke der Frau von Flemming; mein Vater und meine Mutter blieben übrig. „Eh bien, Madame, Dieu le veut“ sagte mein Vater und beide folgten als drittes Paar. Es kam andern Tags zu den aufrichtigst gemeinten Entschuldigungen, ohne daß diese den „cercle intime“ wiederhergestellt hätten. Aber auch ohne diesen, die Freundschaft blieb und überdauerte, wie gleich hier erzählt werden mag, unsren Swinemünder Aufenthalt um viele Jahre. Dessen war besonders die silberne Hochzeit meiner Eltern, 1844, ein beredter Zeuge. Wir lebten damals in einem großen und reichen Oderbruchdorfe, zwei Meilen von Küstrin, und von uns Kindern war, wohl oder übel, ein Polterabend vorbereitet worden. Die Mama hatte sich zunächst sehr energisch
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/100&oldid=- (Version vom 1.8.2018)