Weise die Dinge zu seinem Vortheil zu gestalten. Das war etwas durchaus Anderes, aber in den Augen der regierenden Klasse mindestens ebenso gefährlich oder vielleicht noch gefährlicher. Es galt also, ihn in Schach zu halten, was seiner Gewandtheit und Schlagfertigkeit gegenüber nicht ganz leicht war. Endlich indessen fand sich die Gelegenheit dazu. Bauer, ganz Autodidakt, hatte die Schwäche aller Autodidakten, sich auf „Bildung“ hin ausspielen und in Fremdwörten excelliren zu wollen. Eine Weile ging das. Mit einem Mal aber schlug seine Stunde und das irrthümlich angewandte Wort „Triumph“ wurde zum Triumph für seine Gegner. Er ließ nämlich einen Wohlthätigkeitsaufruf drucken, darin in klug berechneter Huldigung gegen die drei reichsten und angesehensten Familien Swinemünde’s, von dem „Triumphirate der Stadt“ gesprochen wurde. Da hatten sie ihn, er war entdeckt. An dem unglücklichen „ph“ war seine Macht gescheitert. Ähnliche Menschlichkeiten folgten und das eine Zeit lang um sein Ansehen besorgt gewesene Honoratiorenthum führte nun das bis dahin so stolze Roß ruhig und sicher am Zügel. Man ließ ihm seine Rodomontaden und war zufrieden, ihn in seinen eigenen Augen einigermaßen entgöttert zu haben. Bauer – der übrigens zwanzig Jahre später (1848) als demokratischer Krotoschiner Bürgermeister noch
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/113&oldid=- (Version vom 1.8.2018)