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Unschönen war hier in Swinemünde keine Rede. Der Schöneberg’sche Laden – der sehr im Pluralis auftrat, denn es war eine ganze Reihe von Läden – barg eine Welt der verschiedensten Dinge, was wohl in dem regen Seeverkehr der Stadt seinen Grund hatte. Wenn ein Schiffskapitän hier eintrat, der seine Brigg zu einer Fahrt um Cap Horn herum ausrüsten wollte, so fand er hier Alles, was er brauchte: Compaß und Barometer für sein Schiff, Frieshemden und wollene Mützen für seine Matrosen, vor allem aber auch allerhand feine Dinge für sich selbst: dazu Geschirr für Küche und Kajüte. Das Geschirr buntester und mannigfachster Art bildete, so jung ich war, doch schon damals einen Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit für mich, theils um seiner geschmackvollen Formen und Ornamente, theils um seines Materials willen. In unserem Binnenlande, trotz vereinzelter Bemühungen es zu bessern, lagen alle diese Dinge noch sehr im Argen, und braunes „Bunzlau“ beherrschte vorwiegend den Markt, was sich hier in dem Schöneberg’schen Laden aber meinem Auge bot, war ausschließlich englisches Geschirr, vieles in Fayence (sog. Wedgewood) andres in Britannia-Metall. Ich war immer helles Staunen und Bewunderung und nicht blos dem zu Kauf Stehendem, sondern auch den die Honneurs des

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/119&oldid=- (Version vom 1.8.2018)