alles Andre aus dem Felde schlägt. Auch mein Vater hielt es für seine Pflicht, sich dieser landesthümlichen Anschauung anzuschließen und sagte, wenn die dampfende Riesenschüssel erschien: „Ah, das ist recht; davon eßt nur; das ist die schwarze Suppe der Spartaner; alles Saft und Kraft,“ er selber aber suchte sich, gerade so wie wir, das Backobst und die Mandelklöße heraus und überließ die Kraftbrühe der Gesindeschaft draußen und vor allem den Schlacht- und Klageweibern, die sich durch ihre Bohrversuche den gegründetsten Anspruch darauf erworben hatten.
Etwa 14 Tage später folgte dann das Schweineschlachten. Meine Stellung dazu war noch genau dieselbe, wie zu der Zeit, wo ich, kaum 7jährig, aus der Stadt hinaus auf Alt-Ruppin zu geflohen war, um sowohl dem Anblick, wie der ganzen Skala ohr- und herzzerreißender Töne zu entgehen; aber ich war doch inzwischen aus den Kinderjahren in die Jungensjahre hinein gewachsen, wo man wohl oder übel seine Ehre darin setzt, Alles mannhaft mit durchzumachen, auch wenn sich die eigenste Natur dagegen auflehnt. Daß die Aussicht auf „Reiswurst mit Rosinen“ bei Durchführung dieser Tapferkeitskomödie mitgewirkt hätte, kann ich nicht sagen, denn so sehr ich sonst für gute Bissen war, so war ich doch in den der Weihnachtszeit voraufgehenden
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)