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„Gewiß. Er war le premier grenadier de France.“

„Gut. Und weißt Du auch, wie man ihn ehrte, als er schon todt war?“

„Gewiß.“

„Dann sage mir, wie es war.“

„Ja, dann mußt Du aber erst aufstehen, Papa, und Flügelmann sein; sonst geht es nicht.“

Und nun stand er auch wirklich von seinem Sophaplatz auf und stellte sich als Flügelmann der alten Garde militairisch vor mich hin, während ich selbst, Knirps der ich war, die Rolle des appellabnehmenden Offiziers spielte. Und nun, aufrufend, begann ich:

„Latour D’Auvergne!“

„Il n’est pas ici,“ antwortete mein Vater in tiefstem Baß.

„Où est-il donc?“

„Il est mort sur le champ d’honneur.“

Es kam vor, daß meine Mutter diesen eigenartigen Unterrichtsstunden beiwohnte – nur das mit Latour d’Auvergne wagten wir nicht in ihrer Gegenwart – und bei der Gelegenheit durch ihr Mienenspiel zu verstehen gab, daß sie diese ganze Form des Unterrichts, die mein Vater mit einem unnachahmlichen Gesichtsausdruck seine „sokratische

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/221&oldid=- (Version vom 1.8.2018)