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so daß ihm beispielsweise der „Kampf mit dem Drachen,“ weil er länger vorhielt, um vieles lieber war als der „Handschuh“, der nur 5 Minuten dauerte. Wir hatten gegen diese neue Form des Unterrichts nicht viel einzuwenden und nur einmal kam es mir hart an. Es ereignete sich das in den Weihnachtstagen 30 auf 31, kurz vor Tisch. Ich selber war, wie gewöhnlich zu dieser Festzeit, in jenem eigenthümlich gastrischen Zustande, wo sich der schon geschädigte Magen unbegreiflicherweise nach neuer Schädigung sehnt. Ein wohliger Duft von gebratener Gans zog durch das ganze Haus und gab meinen Gedanken eine dem Höheren durchaus abgewandte Richtung. Ich hatte mich, der wieder in Gedichtauswendiglernen bestehenden Ferienaufgabe gedenkend, auf den ersten Boden zurückgezogen und mir’s hier, in einem Kinderschlitten mit Seegraskissen, leidlich bequem gemacht, dabei einen alten vielkragigen Mantel meines Vaters über die Kniee gebreitet, denn es war bitterkalt und in der Sonne blinkten links neben mir ein paar Schneestreifen, die der Wind durch die Fensterritzen hineingepustet hatte. Fröstelnd und unzufrieden mit mir und meinem Schicksal, saß ich da, Schiller’s Gedichte vor mir, und lernte „das Eleusische Fest.“ Unten klimperte wer auf dem Klavier. Als es

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/239&oldid=- (Version vom 1.8.2018)