Treppenpfeiler, unter 3 maligem Anschlag den Frei-Platz erreichen konnte. Das war dann jedesmal ein großer Sieg, aber eine schmerzliche Niederlage heftete sich nur allzu oft an meine Sohlen. Traf es sich nämlich so, daß mein Vater am anderen Tage sein Haus revidirte, vor allem aber die Böden, gegen die er immer ein besondres Mißtrauen unterhielt, so trat er alsbald sinnend an die Stelle, zu deren Häupten ich am Abend vorher gestanden und hielt hier eine seiner herkömmlichen, zunächst gegen das „verdammte Dach, das ihn noch aufzehren werde“, gerichteten Ansprachen, bis ihm mit einem Male der Gedanke kam, „sollte vielleicht wieder …?“ Und nun begann das Prozessualische. Wurde meine Schuld festgestellt, so traf mich eine Strafe, die die wegen Ball und Fensterscheibe mindestens dublirte.
Solcher Art waren die Vollstreckungen aus der freien Initiative meines Vaters, kleine Exekutionen, die vielleicht auch hätten wegbleiben können, aber gegen die ich, wie schon gesagt, in meinem Gemüthe nicht länger murre. Sehr anders verhielt es sich mit den Strafen, an die mein Papa, wie in Ausführung eines richterlichen Befehls, heran mußte. Diese waren schmerzlich und nachhaltig. Eine davon ist mir besonders stark im Gedächtniß geblieben.
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/251&oldid=- (Version vom 1.8.2018)