uns enttäuschte. „Seht nur weiter“ und nun nahmen wir, wie uns geheißen, auch das zweite Tuch ab. Ah, das verlohnte sich. Da lagen, gekreuzt, zwei schöne Korbsäbel, also genau das, (die gute Schröder hatte recht gehabt,) was wir uns so sehnlich gewünscht hatten. Und so stürzten wir denn auf die Mama zu, ihr die Hände zu küssen. Aber sie wehrte uns ab und sagte auch diesmal wieder: „seht nur weiter“ und in einem Aufregezustand ohne Gleichen, denn was konnte es nach diesem Allerherrlichsten noch für uns geben, wurde nun auch die dritte Serviette fortgezogen. Aber, alle Himmel, was lag da! Ein aus weißem und rothem Leder geflochtener Kantschu,[WS 1] der damals, ich weiß nicht unter welcher sprachlichen Anlehnung, den Namen Peserik führte. Meine Mutter hatte erwartet, unsere Freude durch diese scherzhafte Behandlung des Thema’s gesteigert zu sehen. Aber, nach der Freudenseite hin, gingen meine Gedanken und Gefühle durchaus nicht. Ganz im Gegentheil. Ich war einfach außer mir und lief in den Garten hinaus, um da wieder zu mir selbst zu kommen, was freilich nicht glücken wollte. Die Weihnachtsfreude war hin, war an einem gutgemeinten, aber verfehlten Scherze gescheitert. Hatte ich Unrecht? Ich glaube, nein. Jedenfalls, wie ich die Sache vor 60 Jahren ansah,
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Kantschu (poln.) = kurze Peitsche
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/303&oldid=- (Version vom 1.8.2018)