doch die Thatsache fort, daß wir nun schon seit Monaten die Straße beherrschten und weder in der Stadt bei unsern gewöhnlichen Spielen, noch draußen auf unsern Lagerplätzen einem Angriff von Seiten unserer Gegner ausgesetzt gewesen waren. All das gab mir, meinen Beängstigungen zum Trotz, doch auch wieder ein bestimmtes Maaß von Vertrauen zurück. Ich sagte mir: „ja, die Truppe ist schlecht, es sind lauter Ausreißer, und Fritz Ehrlich und ich können die Sache nicht allein machen; aber, wenn die Truppe schlecht ist, die Führung ist desto besser und weil unsre Feinde das fühlen, haben sie Respekt und gönnen uns Frieden.“ Ja, sie gönnten uns Frieden, wirklich. Aber, wie sich bald zeigen sollte, die Ruhe, die wir hatten, war die Ruhe vor dem Sturm. Unsere ganze Stadt- und Straßenherrschaft, hatte, von Anfang an, auf dem Ansehen unserer Eltern beruht, die man in ihren Kindern nicht beleidigen wollte. Das Meiste, wenn nicht Alles, war Vortheilserwägung und Rücksichtnahme gewesen, wozu die meist im Dienst der Rheder und Kaufleute stehenden Schiffer und Hafenarbeiter ihre anfänglich blos an Zahl, aber neuerdings auch an Kraft uns weitüberlegenen Jungens ermahnt haben mochten.
Eine lange Zeit war es so gegangen und man
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/312&oldid=- (Version vom 1.8.2018)