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Reise auf einmal der Gedanke, ich könnte nach Triesdorf. Das leuchtete mir auch sehr ein, und ich bitte Dich also, wenn Du kannst, wenigstens auf ein paar Tage dorthin zu kommen. Ich wollte zuerst mich im „weißen Schloß“ einmieten, aber dieser romantische Gedanke zerrann, und es bleibt nichts anderes übrig, als bei Gastwirt S. zu wohnen. Dort seien zwei kleine Zimmer zu haben; sehen konnten wir sie nicht, weil noch Gäste drin waren, die Mittagsruhe hielten. Ich spüre schon, daß ich ein wenig Ausspannung brauche. Aber ich bleibe nur acht bis zehn Tage.

Gott behüte Dich! Deine Therese.


An Schwester Charlotte Kollmann.
Neuendettelsau, 26. Aug. 1893

 Meine liebe Charlotte, nun wird es jeden Tag anders mit meiner wichtigen Ferienangelegenheit. Ich möchte nun doch nicht, daß Du mit nach Triesdorf gehst. Herrn Rektor scheint es nicht lieb zu sein, wenn um meinetwillen eine Schwester länger Ferien machen sollte, und Du wirst begreifen, daß ich doch auch um meinetwillen nicht die geringste Ungesetzlichkeit veranlassen möchte. So ist nun dies das Ende von allem, daß ich mich allein in den Triesdorfer Wald setze und mir Erquickung für Leib und Seele erflehe, – ich bin sehr müde und schaue nach ein wenig Freude aus.

In großer Liebe Deine Therese.


An Schwester Elisabeth von Oldershausen.
Triesdorf, 8. September 1893

 Meine liebe Elisabeth, nun schreibe ich Dir von Triesdorf aus, wo mich in der Stille das Waldesrauschen ebenso ergötzt wie Dich das Rauschen des Meeres. Morgen will ich wieder heimkehren. Ach, wenn es Gott gefiele, Dich wieder gesund und frisch und auch innerlich froh zu machen: Laß uns tief hineinschauen in den Liebesrat Gottes, wie er uns in Seinem Wort erschlossen ist, und bei allem Jammer des Lebens die feststehenden, unwandelbaren Tatsachen des Heils als unerschöpfliche Freudenquelle erkennen. Ich möchte mich mit aller Energie wehren gegen den Geist des Verzagens und der

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/109&oldid=- (Version vom 22.8.2016)