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Sie überbrachten Blumen und eine Liebesgabe, die Euch Gott reichlich vergelten wolle. Die Schwestern gingen auch zu Herrn Rektor Eichhorn, der auch des Tages gedachte, seiner ersten Einsegnung. Er bewahrt alles in einem guten, treuen Gedächtnis, so daß ich mich oft wundere, wie sein Geist lebendig und rege ist bei sichtbarer Abnahme der leiblichen Kräfte, die freilich wehmütig stimmt.

 Ich hoffe, Ihr betet treulich füreinander, hauptsächlich um das Eine, daß Ihr alle selig werdet und daß Euer Leben zur Ehre Gottes noch verlaufen dürfe, sei es in der Arbeit, sei es im Leiden. Es ist ja mancher unter Euch ein Leidensweg verordnet, aber den hat die ewige Liebe gezeigt, die sich niemals irrt.

 Was ist in den 10 Jahren alles geschehen – an den einzelnen von uns, und was in der großen Welt!! Wir leben, wie Ihr alle wißt, in einer Zeit schwerer Heimsuchung. Wir dürfen schon beten, daß der Herr die Züchtigung mindern wolle, aber noch mehr, daß sie doch an uns erreichen möge, wozu die himmlische Weisheit und Liebe sie verhängen mußte.

 Daß Herr Rektor Eichhorn noch unter uns ist, ist uns viel Trost und Segen. Aber wir haben, wie Ihr alle wißt, große Ursache zum Dank dafür, daß uns ein solch gesegneter Nachfolger durch Gottes Gnade geschenkt worden ist. Wir beten in unsern Kapiteln immer für beide, und Ihr werdet das Gleiche tun. Ich rate Euch, sucht Euch zu Eurem Trost und zu Eurer Freude die Stellen zusammen, die vom Gebet handeln. Sonderlich laßt Euch die Verheißungen, die auf dem Gebet im Namen Jesu ruhen, zu großem Trost, zu großer Freude und zu großem Eifer gereichen. Ich befehle Euch alle, die Kranken und die Gesunden, den barmherzigen Jesushänden. Sie mögen Euch leiten und führen nach Seinem gnädigen Willen – nur daß wir heimkommen und im Buch des Lebens erfunden werden an jenem großen Tage.

Eure Therese.


An die Einsegnungsreihe vom 25. Juli 1909.
Neuendettelsau, 18. August 1920

 Meine lieben Schwestern, ich muß noch einen Gruß schreiben, wenn auch der unvergeßliche 25. Juli längst vorüber ist.

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/243&oldid=- (Version vom 24.10.2016)