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die ich noch vor Weihnachten in Ordnung bringen möchte. Wir haben jetzt, nachdem Bruder Schmidt mit seiner Familie schon lange ausgezogen ist, die ganze Wohnung von der Bäckerei gemietet, und ich will sie zu Schwesternzimmern einrichten. Da das aber in meiner Kasse nicht vorgesehen ist, so bin ich etwas in Verlegenheit und möchte doch die Zimmer nicht noch länger unfertig und unbewohnbar lassen, würdest Du und könntest Du mir ein wenig dazu helfen? Du darfst es mir ja auch abschlagen, wenn Du es nicht gut kannst. Dann verzeih mir meine Bitte.

 Ich liebe die trüben Novembertage, sie kommen mir immer so ahnungsreich und geheimnisvoll vor. O liebe Schwester, wenn wir einmal einen tiefen Blick tun dürften in das Geheimnis der Menschwerdung! Ich wünsche Dir, daß Du diesmal Advent und Weihnachten feiern dürftest, wie Du’s noch nie gefeiert. O wenn wir die große Gnade und Ehre erfassen würden, dann wäre uns alles andere gering.

 Gegenwärtig unterrichten wir wieder einen Bruder für Polsingen. Er heißt auch Leonhard, wie der erste, den wir dies Frühjahr vorbereiteten, ist auch ein geistlich erweckter Mensch, wenn auch nicht so schön beanlagt wie Leonhard Bertlein. Es ist so eine große Freundlichkeit Gottes, daß er uns gerade zu der Zeit, da wir’s so nötig hatten, diese zwei Leonharde zuschickte.

 Wir sind jetzt immer in recht warmer Fühlung mit dem Diakonissenhaus Philadelphia in Amerika. Schwester Magdalene Steinmann, die in der Blauen Schule war, ist dort eingetreten und bereits eingesegnet und hat ihr Amt als Probemeisterin angetreten. Es scheint nun ein fröhliches Wachstum dort zu beginnen, und mir ist’s eine solch große Freude, daß wir wenigstens indirekt für den fernen Westen Handreichung tun durften. Wie würde sich der liebe selige Herr Pfarrer über die Sache gefreut haben! wenn die Stunden sich gefunden, bricht die Hilf mit Macht herein. So ist’s in allen Fällen. Behüt Dich Gott, liebes Sophielein, bald singen wir: „Wie soll ich dich empfangen.“ Möchte auch allen Deinen Kranken ein heller Schein in die Herzen gegeben werden. Grüße alle!

Deine Therese


Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/51&oldid=- (Version vom 5.7.2016)