Georg Christoph Lichtenberg unter Pseudonym Conrad Photorin: Timorus, das ist, Vertheidigung zweyer Israeliten, die durch die Kräftigkeit der Lavaterischen Beweisgründe und der Göttingischen Mettwürste bewogen den wahren Glauben angenommen haben | |
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Ferner sagt ihr, er sey ein Landstreicher. Aber, ums Himmels willen, sagt, was ist unehrliches in einem Landstreicher. Ich weiß es wohl (und es ist eine unmittelbare Folge unsers natürlichen Verderbens) daß die Erfinder der Sprachen gewöhnlich einen geringen Grad von einer sonst guten Eigenschaft mit einem besondern Worte bezeichnen, auf welches sie gleichsam den Accent der Unehrlichkeit gelegt haben. So nennen wir einen kleinen Poeten einen Reimschmidt, einen Poetaster oder einen Schmierer, ein Name, der in meinen Ohren fast klingt wie Ketzer, Bastard oder Comödiant; einen geringen Grad von Reinlichkeit nennen sie Schweinerey, von Advocatie Zungendrescherey, von Mahlerkunst Weißbinderey. Ein Mensch, der nur eine geringe Courage besitzt, heißt gleich eine alte Hure, ein kleines Werkchen, ein Wisch u. s. w. Ja in unsern Zeiten machen wir es nicht besser, ein kleiner Journalist wird gleich ein Ziegrac), ein kleiner Grad von Süßigkeit Iacobismus genennt. Also wenn ein Armer seinem angebohrnen Trieb zu reisen zu Fuß ein Gnüge thun will,
Georg Christoph Lichtenberg unter Pseudonym Conrad Photorin: Timorus, das ist, Vertheidigung zweyer Israeliten, die durch die Kräftigkeit der Lavaterischen Beweisgründe und der Göttingischen Mettwürste bewogen den wahren Glauben angenommen haben. , Berlin 1773, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Timorus-Lichtenberg-1773.djvu/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)