Georg Christoph Lichtenberg unter Pseudonym Conrad Photorin: Timorus, das ist, Vertheidigung zweyer Israeliten, die durch die Kräftigkeit der Lavaterischen Beweisgründe und der Göttingischen Mettwürste bewogen den wahren Glauben angenommen haben | |
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Unsrigen, so müßten wir in die Gefängnisse, wovor uns aber doch der Himmel bewahren wolle.
Aber nun gesetzt auch, der Jude habe sich so aufgeführet, daß man ihn wirklich für einen Schelmen erkennen, und als einen solchen hätte einsperren müssen, glaubt ihr denn, daß er ohne so etwas zu uns übergetreten wäre. Bedenkt nur, wie kann ein armer Jude, der mit Kopf und Händen den ganzen Tag zu arbeiten hat, um nur Nahrung für heute zu finden, wie kann sich der hinsetzen, seine Religion und die unsrige prüfen, und Argumente abwägen? Er könnte zehnmal verhungern, ehe er eine einzige unsrer Vertheidigungen oder Beweise der Wahrheit der christlichen Religion durchstudiret hätte und zu einem Entschluß kommen könnte. Allein die dunkeln Zellen eines Stockhauses, wo Tod, Jammer und Verwesung uns aus jedem Winkel anfletschen; wo die Sorgen der Nahrung uns nicht quälen; wo beständiges Wasser und Brod zwischen Geist und Fleisch Friede machen, und der Wage
Georg Christoph Lichtenberg unter Pseudonym Conrad Photorin: Timorus, das ist, Vertheidigung zweyer Israeliten, die durch die Kräftigkeit der Lavaterischen Beweisgründe und der Göttingischen Mettwürste bewogen den wahren Glauben angenommen haben. , Berlin 1773, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Timorus-Lichtenberg-1773.djvu/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)