Georg Christoph Lichtenberg unter Pseudonym Conrad Photorin: Timorus, das ist, Vertheidigung zweyer Israeliten, die durch die Kräftigkeit der Lavaterischen Beweisgründe und der Göttingischen Mettwürste bewogen den wahren Glauben angenommen haben | |
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sondern inwendig; saß endlich die Seele jemanden auf der Zunge; gut, so legten sie Blasenpflaster auf die Waden. Ja einige giengen so weit, daß sie glaubten, unheilbare Krankheiten könnten ihren Sitz nur in solchen Theilen des Leibes haben, die keine entgegengesetzten hätten, und daß der Tod diejenige Krankheit sey, die den Aerzten seit jeher am meisten zu schaffen gemacht, rühre einzig und allein daher, daß er alle Theile auf einmal so angreife, daß gar keine entgegengesetzten mehr übrig blieben. Dieses war auch die Zeit, da man, wenn die Frau in Kindesnöthen war, den Mann in einen Topf blasen ließ, oder daß sich der letztere gar in das Bette legte, wenn die erstere durch eine Niederkunft geschwächt worden war. Nun war nur noch ein kleiner Schritt zu thun, so leicht, daß, so bald er gethan war, jederman gleich sah, daß er ihn auch hätte thun können. Der ihn aber gethan hat, ist vergessen, so wie es allen denjenigen braven Männern geht, die ihre Entdeckungen auf der geraden Heerstrase, und nicht auf absichtsloß angestellten Streifereyen,
Georg Christoph Lichtenberg unter Pseudonym Conrad Photorin: Timorus, das ist, Vertheidigung zweyer Israeliten, die durch die Kräftigkeit der Lavaterischen Beweisgründe und der Göttingischen Mettwürste bewogen den wahren Glauben angenommen haben. , Berlin 1773, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Timorus-Lichtenberg-1773.djvu/51&oldid=- (Version vom 1.8.2018)