Seite:Topographia Alsatiae (Merian) 082.jpg

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Lautenbach / Lauterbach /

Oder Luterbach / ein Städtlein im Obern-Elsaß in deß Abts von Murbach Gebieth / und ein halbe Meil von dem Kloster Murbach / nahend dem Vogesischen Gebürg / gelegen. Besagte Murbachische Herrschafft / ligt gegen Thann und Seenheim / und ist dieser Praelat auß den Aebten der Mächtigst im Elsaß: welchen das Hauß Oesterreich / in dessen Schutz er ist / mit den Reichs-Anlagen / gegen dem Reich vertritt: aber zum Kammer-Gericht es selbsten contribuiren thut. Ist Benedictiner Ordens / und eines auß den vier Gefürsten Klöstern in Teutschland / so vor Zeiten Vivarium Peregrinorum geheissen hat. Ihr Hoch-Fürstliche Durchleucht / Ertz-Hertzog Leopoldus zu Oesterreich / etc. seyn der Zeit Administrator dieser Abbtey.


Lauenstein /

Ein Schloß / so Anno 1283. Wolffram von Lauenstein / der letzte dieses Geschlechts / dem Käyser Rudolphen / als ein Reichs-Lehen übergeben; der es hernach Herren Otten von Ochsenstein verliehen hat. Zu deß Hertzog Bernhards Zeiten / haben es die von Sikingen / von der Herrschafft Ochsenstein / zu Lehen getragen.


Leberau.

Ein Kloster im Leber- oder Hagenthal / so Carolus Magnus erbauet hat / darbey ein Dorff / oberhalb Kestenholtz / im Obern-Elsaß gelegen / daselbsten im Leberthal / wie auch im Thal Furtelbach / berühmbte / und darunter auch Silber-Bergwerck / seyn / die zum Theil dem Hauß Oesterreich / zum Theil Lothringen (so da die Stadt Markirch hat) zum Theil Rapoltstein gehören; und gebrauchen sich die Innwohner mehrentheils der Lothringischen Spraach; wie hievon beym Munstero, in seiner Weltbeschreibung / weitläufftig zulesen.


Liechtenau /

Stättlein / und Schloß / seyn Gräfflich-Hanau-Liechtenbergisch / aber auff Germanier Boden / und drey Meilen von Straßburg / gelegen. Es ligt das Kloster Schwartzach nicht weit davon: Wie auch Drusenheim / am Rhein / so der alten Concordia seyn solle / darbey Anno 1630. diß- und jenseit deß Rheins / starcke Schantzen / zwischen Hagenau und Liechtenau / seyn erbauet / aber hernach Anno 1632 im Januario wieder geschleifft / und dann Anno 1636. als der Käyserische General Leutenampt Graff Gallas da sein Läger hatte / auffs neu repariert, Anno 1637. von den Frantzosen / folgends wieder von den Käyserischen / und also immer Abwechselungsweise / auch besagtes Liechtenau selbsten / occupiert; sonderlich aber dieses Städtlein Liechtenau Anno 1632. den 10. Aprilis / von den Käyserischen eingenommen / geplündert / und verbrandt worden. Relationes. Darzu man das Theatrum Europaeum thun kan. Nachgehends / und im Jahr 1644. ward das Schloß allhie / durch die Frantzosen / in ihrem Zug von Freyburg / auff Philipsburg / eingenommen / aber Anno 45. durch die Chur-Bäyerischen mit List wieder erobert. Wird hernach vielleicht wieder Frantzösisch worden seyn / weilen Anno 1647. die alte Weymarischen / so sich vom General Touraine nicht haben commandiren lassen wollen / diesen Orth / wie man geschrieben / außgeplündert haben sollen.

Wimphelingus sagt / daß der 66. Bischoff zu Straßburg / Conradus III. von Liechtenberg / das Schloß Crax / mit dem Städtlein Semersheim vewüstet; und das Städtlein Liechtenau / von quadersteinen erbauet habe. Und was das Kloster Schwartzach anbelangt / so schreibet Er / daß es vorhin Aronlfes-Aug geheissen; seye Benedictiner Ordens / und von Rüttharden / Graffen von Zäringen (theils sagen Elsaß /) ümbs Jahr Christi 749. gestifftet worden. Anno 845. habe man es an einen andern Ort / über Rhein / versetzt / dieweil der Graff Ruthelim / und die benachbarte Bauren / es verbrandt hätten. Under dem 62. Bischoff zu Straßburg / Bertoldo, sey solches Kloster abermals verbrandt / und hernach wieder an einem andern / und jetzigem Ort erbauet worden.


Liechtenberg /

Auch ein Gräfflich Hanauisches / und vestes Schloß. Ist eine besondere Herrschaft im Elsaß / so / nach abgang der Herren von Liechtenberg (deren der letzte Jacobus Barbatus, wie Wimphelingus schreibet / Anno 1480. gestorben) auff die Graffen von Hanau / und die Graffen von Zweybrüggen / kommen. Das gedachte der Herren von Liechtenberg Stamm-Hauß / so etwan verfallen / hat Herr Philips / Graff zu Hanau / und Herr zu Liechtenberg / der Elter / stattlich erneuern / und mit grossen Unkosten wieder erbauen lassen.


Liechteneck /

Ein Schloß / an einem Felsen gelegen / mit Vorwercken / und tieffen Gräben / versehen; so Anno 1633.[1] der Schwedische Feld-Marschall / Gustavus Horn / einbekommen. Als aber der General Altringer / durch Leichtfertigkeit eines Kanoffkischen Officiers / so darauff gelegen / dieses Schloß in seinen Gewaldt gebracht; so ist H. Horn / von Offenburg / auff Herboltzheim / und den 5. Novembris / gemeldten 33. Jahrs / über die Eltz / auff Rügel / seinen Feind zu besuchen / gangen / der aber mit verlust bey 500. Mann / wieder auff Breysach sich begeben hatte. Hierauff ließ Horn das besagte Schloß Liechteneck / durch den Obristen Hubald / wieder angreiffen; welcher die Vorwercke bald eingenommen / und darauff die Besatzung auch das Schloß selst auff Gnad / und Ungnad / übergeben. Hernach hat der Käyserisch Obrist Escher / mit etlichen Völckern / auß Breysach / dieses Schloß erobert. Es bracht aber der Herr Rhein-Graff Oth Ludwig / so / auß Schwaben / unversehens zurück kommen / dasselbe im Christ-Monat /

  1. WS: Im Original 1653.
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_082.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)