Seite:Topographia Alsatiae (Merian) 094.jpg

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Jacoben von Sultz abgestorben: und findet sich auß der Matricul, daß dieses Nider-Motern (dann Ober-Motern Gräfflich Hanauisch ist /) Anno 1653. den Herrn Böcklen / von Böcklinsau / gehört hat.


Oberbronn /

Ein deß Weinwachs / und anders / halben / fruchtbarer Ort / so / von der Herrschafft Liechtenberg / und Ochsenstein / dem Graffen von Westerburg erblichen anerwachsen / der allda eine Gräffliche Wohnung bauen lassen.


Oberkirch /

Dieses Städtlein und Schloß / ligt drey Meil von Straßburg / gegen dem Schwartzwald / und Freudenstatt / auff Germanier Boden / hat Anno 1428. denen von Straßburg gehöret / darvor der Bischoff / als der Straßburger Feind / ein Bollwerck machen lassen / vermeinend das außzuhungern / aber die im Städtlein wehreten sich redlich / wol ein halbes Jahr / bis sie die von Straßburg Anno 1429. entsetzten. Folgender Zeit aber ist dieser Ort sampt dem Ampt / wider Bischofflich Straßburgisch gewesen / biß Anno 1592. in dem Straßburgischen Krieg / solche Gegend / und darunder auch Noppenau / vom Marg-Graff Johann Georgen von Brandenburg / erwehlten Bischoff zu Straßburg / dem Hertzog von Würterberg versetzt worden. Und obwoln er Marg-Graff hat weichen müssen / so hat doch der Cardinal von Lothringen / als Bischoff zu Straßburg / sampt dem Dom-Capitel / solchen Versatz gelten lassen; aber die Unterthanen seyn mehrertheils bey ihrer Religion verblieben; wie dann in der Kirchen allhie nichts geändert worden ist: Aber im Schloß / oder Ampt-Hauß / hatte der Ober-Amptmann seinen Evangelischen Prediger. Nach der Nördlinger in Anno 1634. gehaltenen Schlacht / als das Hertzogthumb Würtenberg verlohren gangen / ist auch dieses Oberkirch / sampt Oppenau / oder Noppenau / und andern darzu gehörigen Orten / wieder an das Stifft Straßburg gelangt. Auff einem Stadt-Thors Thurn wird / under anderm folgendes / dem Bischoff Johanni IV. von Straßburg zu Ehren gemacht / mit groben Buchstaben gelesen: Quod municipia eorum, unâ cum adherente tractu, nexibus alienis planè libera fecerit, suoque nitori restituta excoluerit, et adornârit, quodque Majorum immunitates novis additis Juribus confirmârit, ac conservârit, insignibus ejusdem domesticis publicisque; Respublica Ypergraecia, cum socia communitate Nopinaviorum, humilimè DD. Anno salutiferi partus 1586. Es hat diese Gegend / sampt den Städtlein Oberkirch / und Noppenau / in diesem Teutschen Krieg viel außgestanden; und ist sonderlich von den Frantzosen / die der Baron d’Oissonville von Brysach herunder geführet / Anno 1641. sehr übel allhie zu Oberkirch gehauset / und viel armer Leut gemacht worden; deren zugeschweigen / so geblieben seyn. Straßburger Chronick / P. Hentznerus in Itinerario Germaniae, Galliae, Angliae, Italiae, pagin. 15. et Relationes. Und sagt Munsterus, daß das Kloster Allheiligen auffm Schwartzwald / so Hertog Berchtold der Fünffte von Zähringen helffen bauen / nicht fern von hinnen lige. Anno 43. kam dieser Ort abermahls in Frantzösisch: und Weymarischen Gewalt: Aber Herr Johann de Werth bemächtigte sich noch in diesem Jahr / den 29. August-Monats / desselben wieder.


Olleberg /

Im Brißgäu / Kloster und Städtlein / selbigem Kloster zuständig / so gleichwol noch der Zeit nicht zu erfragen / obwoln solches ein Gelährter schreibet: der aber unrecht berichtet worden seyn wird; dann sich daselbst dieses Namen nicht findet.


Olsperg /

Ein Kloster / Cistertzer Ordens / zwischen zweyen hohen Bergen / und Wälden / beyseits von Rheinfelden hinauß / in einem Thälin / dardurch ein Wässerlein / die Feer genadt / in den Rhein laufft / gelegen / so eine Abbtissin hat.


Oppenau /

Eigentlich aber Noppenau / von welchem kleinen Städtlein hieoben bey Oberkirch gesagt worden / als in welches Ampt es gehörig ist. Ist auch wieder Bischofflich Straßburgisch / und der Römisch-Catholischen Religion zugethan. Ligt ein Meil von Oberkirch / vier von Straßburg. Und gehet allhie die hohe Steig an / welche / so man überwunden / alsdann / auff der Höhe / man nach dem Kloster Kniebiß / im Schwartzwald gelegen / zwo Meilen von Noppenau / und dann ferners ein Meil nach der Freudenstadt hat. Unden aber / hat man / von Noppenau auß / in einem engen Thal / und auff einem rauhen steinichten Weg / neben einem Fischreichen Bach / die Grieß- oder Grießbach genandt / und zwischen hohem Gebürg / ein kleine Meil Wegs in S. Peters Thal / auch ins Ampt Oberkirch gehörig / in welchem ein kleine Kirch / und hin und wider etliche Häuser / und zween trefflich gute Sauerbronnen / ein grosse Viertel Meil von eingander gelegen seyn / deren der Obere / und weiter von Noppenau / und ein gute Meil Wegs gelegene / das Grießbad genennet wird. Hat vor dem Krieg gute zwey Wirts-Häuser darbey geben / wie dann von fernen Landen / und gar auß Hoch-Burgund / Leute darzu gereist / die an mancherley Gebrechen / auch der Wassersucht curiert da worden seyn. Es hat gesunde Leut herümb / so sehr alt werden / daß sie 105. und 110. Jahr erreichen / so man dem Wasser / das sie trincken / zuschreibet. Sie haben auch ein schwartzes Korn / dessen / wann man ein Körnlein under die Zungen nimbt / so gestehet darvon das Nasenbluten. Es hat vorhin allda gute Schnabelweyd von Fleisch / Forellen / Hüner / Vögel / Butter / und aller anderer Notturfft / gehabt. Es haben beyde Sauerbrunn / der Ober und Under / nämblich / der Greiß- oder Grießbacher und Peters-Thaler

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_094.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)