Seite:Topographia Bavariae (Merian) 003.jpg

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worden seyn / bewohnet haben) deserta gewesen / anzeyget. Es seyn obgedächte Boii folgends Bojoarii, Bajovarii, Bajobarii, vnd endlich Bavari, vnd Teutsch Bayren genandt worden: die sich nach vnnd nach mächtig außgebreytet haben: Dann sie vber die Thonaw vmbs Jahr Christi 508. zun Zeiten Kaysers Anastasii, mit ihrem Hertzog Theodone in Vindeliciam sich begeben; da sie erstlich nach der Gothen / hernach der Francken Gesätze / gelebt haben; vnd also solcher Zug anfangs mit Dieterichs / der Gothen Königs / Willen / vnd ohne Gewalt / geschehen. Folgendts seyn sie auß Vindelicia in das Noricum, (in welches auch theils der Bojer / schon zu deß Julij Caes. Zeiten auß Boheim / vber die Thonau kommen / die Statt Noreiam belägert / vnd ein Zeitlang in dem Norico, verblieben / biß sie von den Helvetiis beruffen / in das innere Galliam, der Bojer erstes Vatterland / durchbrochen seyn) gezogen / vnd sich daselbst biß an das Hadriat. Meer erstrecket; auch gar in Pannonien hinab gelanget / der gestalt / daß einsmals ihr Gebiet von dem Lech an / biß an die Sau vnd Teissa gangen seyn solle. Nachmals haben die Länder Oesterreich / Steyer / Kärndten / Crain / Tyrol vnd andere / so vorhin vnder Bäyern waren / ihre eygene Herrn bekommen / vnd ist hierdurch Bäyern je länger je kleiner worden. Wie dann auch viel davon zu den Geistlichen Stifftern kommen ist. Dann die Christliche Religion zeitlich in Bayern vom H. Laurentio, (den entweder S. Petrus, oder S. Marcus, oder Hermagoras, der Bischoff zu Aquileia, in diese Lands Art geschickt) vnd folgendts vom König Lucio auß Britannien / solle geprediget / vnd hernach von andern; sonderlich aber dem H. Severino vnd Ruperto außgebreytet worden seyn; wiewol es Anfangs schwär damit hergangen / vnnd die Christen etlich hundert Jahr nach Christi Geburt / von den Heydnischen Teutschen viel haben außstehen müssen. Es haben die alten Bayern ihre Wappen vnd Schildt gehabt / die sie noch führen / nämblich mit vberzwergen güldenen Striemen / vnd die Wecken. Von ihren ersten Fürsten hat man nichts gewisses / ob schon Theils viel Wort vom Adalgero, vnd andern / machen / so ist doch solches ohne Grund. Folgendts zwar hatten sie König / vnd Hertzoge / auß ihrem Mittel / biß auff die Zeit Käysers Carln deß Grossen / der ihren letzten Fürsten Thassilonem (welcher / vnd sein Sohn Theodo, die letzten auß den Agiolfingis gewesen / so von dem ersten Theodone, oder Diethen / an / auff die 280. Jahr in Bayern regiert haben) vberwunden / vnd ins Closter Lorsch verstossen hat. Vnd ist folgends Bayern bey ihm / vnd seinem Geschlecht / biß auff Kayser Ludwigen den Dritten / Käysers Arnolphi Sohn / geblieben; nach welches Tode / deß Bayerischen Marggraffen in Oesterreich Luitpaldi, oder Leupoldi, der Anno 907. in der Schlacht wider die Vngarn blieben / Sohn / Arnulphus, Hertzog in Bayern worden ist / deme man den Zunamen deß Bösen vnrecht geben; vnd welchem / da er Anno 937 gestorben / auß Willen Kaysers Ottonis I. sein Bruder Bertholdus succedirt hat. Damit zwar deß besagten Arnulphi Söhne / Eberhard / Arnulph vnd Hermann / vbel zufrieden gewesen / die auch / nach deß Bertholdi Todt / in Anno 945. oder 47. erfolget / nicht geruhet haben / als gemeldten Käysers Ottens Bruder Henricus, auß Sachsen / Hertzog in Bäyern worden ist; wiewol sie sich mit ihrem Schaden / endlich zu frieden geben / vnd sampt ihren Nachkomen / deß Landes Regierung ihrer Schwester Judith Eheherren / besagtem Heinrichen / vnd seinen Nachfolgern / vnd die ihnen ferrners auß dem Schwäbschen Geblüt succedirt haben / lassen musten / biß die Reye widerumb an ihren Stammen / vnd Geschlecht / so man vom Käyser Carl dem Grossen herführen will / nämblich auf deß obgedachten Arnulphi, oder / wie er von Theils genennet wirdt / Arnoldi, Graffens zu Scheyern / vnd Pfaltzgraffens in Bayern / Hertzog Arnulphs / zugewandt deß bösen Sohns / Stammen / der von seinem Sohn Berchtoldo fortgepflantzet worden / zun Zeiten Käyser Friederichs deß Ersten / nämblich Graf Othen von Wittelspach / Pfaltzgrafen in Bayern / genandt den Grossen / gelanget ist / dessen Nachkommen noch der Zeit in Bayern regiren; nämblich allwegen der Erstgeborne vnter seinen Herren Brüdern / so dieser Zeit der Durchleuchtigste Hochgeborene Fürst vnd Herr / Herr Maximilian / deß H. Röm. Reichs Churfürst / etc. ist / so im Jahr 1573. den 17. Aprilis geboren worden / vnd dero Churfürstlichen DurchLeucht.

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_003.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)